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Interview mit Pinguine-Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz: „Das Krefelder Eishockey braucht Hilfe und Leute, auf die man sich verlassen kann“

Interview mit Pinguine-Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz : „Das Krefelder Eishockey braucht Hilfe und Leute, auf die man sich verlassen kann“

Vor dem Saisonauftakt traf der Extra-Tipp den Aufsichtsratsvorsitzenden der Krefeld Pinguine, Wolfgang Schulz, zu einem ausführlichen Interview.

Die lange Sommerpause ist nun beendet. Haben Sie sich gut erholt oder das Eishockey sogar vermisst?

Schulz (seufzt) Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich das vermisst habe. Die Sommerpause ist grausig. Ich bin immer froh, wenn es dann endlich wieder losgeht.

Liegt das daran, dass Sie Ihre Firma unlängst verkauft und nun mehr Zeit haben?

Schulz Ich glaube gar nicht, dass ich viel mehr Zeit habe. Wir machen ja immer noch einiges. Ich bin keiner der Karten spielt oder sich mit Blümchen zupfen im Garten beschäftigt.

Sprechen wir zunächst einmal über die Entwicklung der Marke Pinguine abseits des Eis. Wie zufrieden sind Sie damit? Was hat sich an der Sponsorenfront getan?

Schulz Wir haben einige neue Unterstützer, jedoch überwiegend im kleinen Bereich. Was ich aber sagen muss, dass unser Team in der Geschäftsstelle eine Top-Arbeit macht. Die Industrie in Krefeld ist allerdings kein leichtes Pflaster, im Gegenteil. Es ist sehr bedauerlich, dass sich die hier in Krefeld ansässigen Großfirmen so wenig engagieren. Darüber klagen wir schon seit Jahren und bei mir hat eine gewisse Müdigkeit eingesetzt. Ich bin es satt wie kalte Pappe, immer alles alleine zu stemmen. Es gibt so viele, die uns helfen könnten.

Aber es gab doch sicherlich Gespräche. Wie ist denn die Begründung für eine Absage?

Schulz Die Ausreden sind immer die gleichen. Da kann man sich den Mund fusselig reden. Diese Problematik haben andere Standorte wie Iserlohn, Augsburg oder Straubing nicht. Da steht die mittelständische Industrie massiv hinter dem Verein und der Tradition. Schwenningen hat zum Beispiel mittlerweile einen wesentlich höheren Etat als wir.

Sie sprachen Ihre Einzelkämpferrolle grade selbst an. Wie steht es denn um das Engagement von Mikhail Ponomarev, den sie vor fast genau einem Jahr als neuen Gesellschafter vorstellten?

Schulz Sagen wir es mal so: Das Krefelder Eishockey braucht Hilfe und Leute, auf die man sich verlassen kann. Ich habe meine Zusagen eingehalten und bezahlt, was ich versprochen habe. Das Krefelder Eishockey braucht auch vertrauenswürdige und verlässliche Gesellschafter wie Herrn Berten und Herrn Borgmann. Für jetzt und die Zukunft.

Das klingt aber nach keiner fruchtbaren Zusammenarbeit mit Herrn Ponomarevs.

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Schulz Ich glaube, er hat mit dem KFC genug zu tun. Es wird sich zeigen, was und wie nach dieser Spielzeit passiert. Wenn eine Lücke klafft, werde ich meinen Anteil zahlen. So halte ich es seit nunmehr 25 Jahren. Das weiß jeder, der mich kennt.

Blicken wir auf das Sportliche. Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammensetzung des Kaders?

Schulz Es gab keinen Spieler, wo Herr Roos (Sportdirektor; Anmerkung der Redaktion) und ich unterschiedlicher Meinung waren. Mit der Tiefe dieses Kaders ist einiges möglich. Dass wir Leute wie Kai Hospelt, Jacob Lagace und Jussi Rynnäs bekommen konnten, ist schon eine Glückssache. Das sind alles Top-Verpflichtungen.

Wer ist aus Ihrer Sicht der Königstransfer?

Schulz Da sehe ich nicht den einen Spieler. Unser Sportdirektor Matthias Roos hat insgesamt eine sehr gute Arbeit gemacht bei der Kaderplanung.

Mit welchem Zuschauerschnitt kalkulieren die Pinguine in dieser Saison?

Schulz Wir planen mit 4500 Zuschauern und hoffen inständig, dass uns unsere treuen Fans, die ich nach wie vor zu den Besten der Liga zähle, die Stange halten.

Wir schätzen Sie die Grundstimmung bezüglich der Pinguine in der Stadt ein?

Schulz Ich habe es lange nicht erlebt, dass die Menschen so neugierig sind, was bei uns passiert und wie sich alles entwickelt. Das finde ich sehr, sehr positiv nach dieser schwierigen Zeit.

Nun geht Krefeld mit dem neu formierten Oberliga-Team ja einen neuen Weg. Wie wichtig ist das?

Schulz Die Oberliga eröffnet uns eine neue Ausbildungsmöglichkeit. Sie trainieren unter den gleichen Kriterien wie die Profis. Nur so können wir talentierte Spieler an die DEL ranführen. Und die Oberligamannschaft kommt uns unterm Strich günstiger, als wenn wir für viel Geld zwei gestandene Profis holen.

Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für Krefeld und den Eishockey-Standort?

Schulz Mit Bezug auf Krefeld würde ich mir eine Veränderung von „Samt- und Seidenstadt“ zu „Sportstadt“ wünschen. Denn das sind wir. Mit Blick auf das Eishockey und unsere Pinguine: Ich würde uns allen wünschen, dass wir endlich wieder in die Play-offs kommen. Und ich bin überzeugt, dass wir das schaffen!