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Orsoy: ZUE ist nicht schuld!

Orsoy: ZUE ist nicht schuld!

Zu etlichen Irritationen kam es angesichts der Absage des Orsoyer Karnevalszugs. Klang es zuerst so, als sei die Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge des Landes (ZUE) der Hauptgrund für die Absage, ist die Faktenlage eine ganz andere.

Es wird in diesem Jahr keinen Karnevalszug in Orsoy geben. Und das hat gleich mehrere Gründe. Im Zentrum steht das Sicherheitskonzept, das die Jecken der Stadt Rheinberg vorlegen müssten, das sie aber in der Kürze der Zeit nicht mehr auf die Beine gestellt bekommen. Dieses hätten die Karnevalisten definitiv gebraucht - vollkommen losgelöst von der Flüchtlingseinrichtung.

Zur Situation: Im November, und damit ziemlich spät, hat das Orsoyer Karnevals-Komitee (OKK) bei der Stadt Rheinberg den Antrag auf Veranstaltung des Zuges gestellt. Daraufhin wurde die Kreispolizeibehörde, wie es stets Usus ist, zur Bewertung der Sicherheitslage zu Rate gezogen. "Und wir haben genau drauf geguckt, so wie wir das immer machen", berichtet Kreispolizei-Pressesprecherin Sabine Vetter. Die Kreispolizei gibt ihre Bewertung und eine Empfehlung ab. Und es stellte sich im Fall Orsoy heraus, dass es eine ganze Reihe an Bedenken gab. Das beginnt mit dem Problemfall "alkoholisierte Jugendliche". "Das ist eigentlich immer das Hauptsicherheitsproblem bei Karnevalsumzügen", so Vetter. Ein zweiter Punkt sind die fehlenden Parkplätze im Rheindorf und die schlechte Anbindung Orsoys an den Öffentlichen Nahverkehr. Dann geht's weiter mit der Verlegung von Sonntag auf Montag - anlässlich des 33-jährigen Jubiläums des OKK. Vetter: "Rosenmontags sind einfach mehr Jecken unterwegs. Und damit war klar, dass eine ganze Menge mehr Menschen, gerade aus Rheinberg, zum Zug kommen werden." Dazu kam noch, dass auch die 500 Menschen aus der ZUE mit eingerechnet werden müssen.

In den vergangenen Jahren ist der vergleichsweise kleine Orsoyer Zug "unter dem Radar" geflogen. Da für dieses Jahr aber klar war, dass mit mindestens 5000 Menschen zu rechnen sei, hat die Kreispolizei der Stadt Rheinberg geraten, sich von den Jecken ein Sicherheitskonzept vorlegen zu lassen.
Ein Punkt, der die Polizei ebenfalls zu ihrer Einschätzung hat kommen lassen, ist die ZUE. Doch die stand in der Priorisierung der Probleme weit hinten - und eben nicht, so wie es viele Meldungen und Kommentare glauben lassen wollen, an erster Stelle. Die ZUE-Bewohner werden mit zu den teilnehmenden Personen gerechnet. Nach den Vorkommnissen in Köln müssen laut Sabine Vetter von Polizeiseite auch zusätzliche Sicherheitsbedenken mit ins Kalkül einbezogen werden. "Gleichzeitig geht es aber auch um Deutsche, die alkoholisiert gegen Zuwanderer wettern", betont die Polizeisprecherin.

Auch seitens der Stadt will man das, was in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen ist, nicht einfach so stehen lassen und betont ausdrücklich, dass die Flüchtlingsunterkunft nur einer von mehreren Gründen für das vorzulegende Sicherheitskonzept gewesen sei. Diese Betonung ging in den Schlagzeilen jedoch meist unter.

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Schlagzeilen, die auch das OKK zum 33-jährigen Jubiläum nicht lesen wollte. Nadine Geldermann, Schriftführerin des OKK, zeigte sich aufgrund der Berichterstattung "erschrocken und überrascht", wie sie dem ZDF gegenüber erklärte: "Wir hatten diese Gedankengänge nicht." Und räumte ein, dass der Verein, den Antrag "erst relativ spät" gestellt habe. Aber man lernt aus diesem Versäumnis: Direkt nach der Session werde ein Sicherheitskonzept für den Tulpensonntagszug 2017 erarbeitet.