Bunte Prinzenproklamation lockt viel Prominenz / Wir-Gefühl der Krefelder Karnevalisten : Der Prinz als Rosenkavalier
Krefeld Eine Liebeserklärung auf offener Bühne bildete den emotionalen Höhepunkt der diesjährigen Prinzenproklamation.
Als Helmut Kohl Kanzler wurde, übergab ihm der damalige Bundespräsident die Ernennungsurkunde mit dem legendären Satz: "Jetzt sind Sie's wirklich.” Ähnlich erging es Heribert II. bei der Prinzenproklamation am Freitagabend im Krefelder Hof.
Bevor ihm Oberbürgermeister Gregor Kathstede die Urkunde in die Hand drückte, betonte er: "Bisher durftet ihr den Schlüssel der Stadt nur Gassi führen.” Jetzt aber ist es "amtlich”: der bereits vor Tagen eroberte Stadtschlüssel gehört den Narren. Die Session ist eröffnet. Der Prinz startete gleich durch, indem er versicherte: "Alle Krefelder Karnevalisten wollen künftig zusammenhalten.” Das klang besonders gut in den Ohren des scheidenden OB, der wie zum Vermächtnis appellierte: "Unser Krefelder Karneval — pflegt ihn gut!”
Der Appell zielte sicher nicht zuletzt auf seine Amtsnachfolge. Schließlich saßen die beiden aussichtsreichsten Aspiranten gleich vor der Bühne; an zwei verschiedenen Tischen, säuberlich getrennt nach Parteifarben: der OB-Kandidat der SPD, Frank Meyer, mit Fraktionschef Uli Hahnen und den Abgeordneten Ina Spanier-Oppermann und Siegmund Ehrmann sowie am Nachbartisch der OB-Kandidat der CDU, Peter Vermeulen, mit Fraktionschef Philibert Reuters und der Bundestagsabgeordneten Kerstin Radomski.
Offen und ehrlich bekannten Prinz und Prinzessin, "etwas nervös zu sein”. Davon merkte man nichts mehr, als Christina I. ihrem Spottnamen als "Spatz vom Moritzplatz” alle Ehre machte und mit ihrem schmissigen Sessionslied 2015 den Saal mit seinen gut 350 Gästen zum Kochen brachte: "All onger een Kapp, hier in Krefeld macht keiner schlapp.” Auch die Minister legten sich als heiße Disco-Gitarristen ins Zeug.
Die Stimmung kippte ins Romantische, als plötzlich Prinz Heribert seiner Lieblichkeit Christina einen Strauß weißer Rosen überreichte und zärtlich ins Mikro hauchte: "Ich liebe Dich.” Das ging nicht nur der zu Tränen gerührten Prinzessin ans Herz. Frohsinn in die Herzen brachte die Prinzengarde von Beginn an. Sie unterhielt als Gastgeber ihr Publikum bestens. Präsident Rainer Küsters verstand es souverän, selbst aus Versprechern noch spontane Gags zu formen.
Die kleine Wache der Prinzengarde ("Die schönsten Männer Krefelds”) unter Wachführer Christian Cosman bot mit akkurat einstudierten Tänzen einen Augenschmaus, die akrobatischen Einlagen der Funkenmariechen begeisterten. Dann kam "Ausbilder Schmidt": "Panzer fahren ist super — siehst du einen Stau, fährst du einfach drüber.”
Zugabe mussten die Blechharmoniker geben, die mit Tuba und Trompete einen urkomischen Kampf um einen fehlenden Sitzplatz ausfochten, eine Reise nach Jerusalem unter den Klängen von Freischütz und Colonia. Da ließen Beifall-Raketen den Saal erzittern.
Dass es nur alle wissen: Krefeld, deine Jecke sind von der Kette!
