1. Moers Niederrhein

Interviewband "Jenseits von Moers"

Interview-Band : “Jenseits von Moers“

Wie wollen wir sterben? Was kommt nach dem Tod? Wie Menschen aus Moers übers Sterben und das Danach denken, darüber gibt’s jetzt ein Buch.

Ausgangspunkt war, so Schlosstheaterintendant Ulrich Greb: „Wir hatten Corona hinter uns. Da ist so viel passiert, dass wir gedacht haben: Wir können nicht so in den Alltag zurück.“ Tod und Trauer seien auf der Strecke geblieben. In einem der Interviews in dem Buch „Jenseits von Moers“, das Ulrich Greb selbst mit einem Kardiologen geführt hat, berichtet der von dem Fall einer Familie, die ihren an Krebs sterbenden Vater im Hospiz nicht besuchen durfte - aus Angst, sie könnten ihn mit Corona anstecken.

Federführend bei dieser „Herzensangelegenheit“, so Greb, war Schlosstheaterdramaturgin Sandra Höhne, mit der Greb zusammen das Stück „#vergissmeinnicht“ entwickelte über eine Familie, die ihre todkranke Mutter mit ihrer digitalen „Nachfolgerin“ konfrontierte - als Tragikomödie um verfehlte Trauer und künstliche Intelligenz so etwas wie das Stück der Stunde. Parallel zur Stückentwicklung wurde ein Interviewprojekt gestartet, bei dem Menschen aus Moers und Umgebung zwischen 5 und 90 nach ihren Jenseitsvorstellungen befragt wurden. „Wir haben das Ohr in die Stadtgesellschaft gehalten“, sagt Greb, die Befragten haben alle möglichen Berufe, sind religiös oder nicht. 25 Einzelinterviews sind so entstanden, dazu noch Gruppeninterviews mit insgesamt 20 Schülern, die nach Altersklasse in Gruppengesprächen interviewt wurden. Einige Interviews haben Greb und Höhne geführt, andere Studenten von Katja Winter von der Universität Münster, außerdem wurde mit dem Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung (InKuR) der Universität Duisburg-Essen und Professorin Gaby Herchert zusammengearbeitet. Das Titelbild ist eine Collage von Schlosstheater-Bühnenbildnerin Birgit Angele, ein Wimmelbild quasi, eine „ewige Landschaft“ voller Assoziationen. Ausschnitte daraus ziehen sich durch das ganze Buch.

„Was auffällt: dass so viele verschiedene Menschen so viele verschiedene Perspektiven eröffnen“, sagt Ulrich Greb. Die Beschäftigung mit Tod und Trauer könnte mühsam sein, aber in den Antworten stecke Trost - „so konkret, wie Lebenshilfe“, sagt Greb. Und trotz der unterschiedlichen Sicht der Dinge würde auffallen, dass da ein paar Dinge immer wieder genannt werden. So hätten die meisten Angst vorm Sterben, aber nicht vor dem Tod. die Vorstellungen von Himmel, Hölle und Jüngstem Gericht „verschieben sich mit dem Alter“, so Greb. viele Jenseitsvorstellungen seien von fernöstlicher Spiritualität beeinflusst, etwa, dass der Körper sich in Energie verwandle. Und die meisten wünschen sich für ihren Tod, abends ins Bett zu gehen und morgens nicht mehr aufzuwachen. Die Vorstellungen der Jüngsten seien oft berührend, aber eigentlich sei der Unterschied zu den Erwachsenen gar nicht so groß. „Wir alle brauchen Geschichten, um das Unfassbare fassen zu können“, so Greb.

„In der Pandemiezeit konnte man oft das Gefühl haben, es werden die Generationen gegeneinandergestellt. Im Buch ist es eher verbindend“, sagt Sandra Höhne, „das Zwischenmenschliche ist das wichtigste.“ Greb: „Eigentlich niemand möchte allein sterben.“

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Ulrich Greb, Gaby Herchert und Sandra Höhne: „Jenseits von Moers - Gespräche über den Tod und was danach kommt“, 164 Seiten, 18 Euro, zu beziehen über das Schlosstheater Moers oder die Barbara-Buchhandlung.