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Krefeld: Pädagogen geben keinen Schüler verloren​

Krefeld : Pädagogen geben keinen Schüler verloren

Die Zahl der Schüler in Krefeld, die keinen Abschluss erreichen, ist erschreckend hoch. Die Stadt versucht gegenzusteuern.

„Das Problem können wir nur ganzheitlich in den Griff bekommen“, spricht Stadtdirektor Markus Schön die hohe Zahl von Schulabbrechern an. Immerhin 8,9 Prozent aller Schüler in Krefeld erreichen nicht einmal den Hauptschulabschluss.

Allein mit schulischer Förderung wird man die Quote nicht senken können. Dazu sind die Gründe für den Misserfolg zu vielfältig.

Da ist zunächst die hohe Zahl von Einwanderern, die die deutsche Sprache nicht beherrschen und in ihren Familien nur ihre Heimatsprache sprechen. Naturgemäß haben es deren Kinder in der Schule schwer. Zumal manche der Eltern nicht selten der Schule keinen hohen Stellenwert einräumen.

Ähnlich ist der Hemmschuh bei Schülern aus bildungsfernen Familien. Über 22 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 15 Jahren leben von staatlicher Unterstützung. Die hohe Belastung durch Arbeitslosigkeit der Eltern drückt auch auf die Leistungsfähigkeit der Jugendlichen.

Ein weiterer Grund ist der hohe Anteil von Förderschülern in Krefeld. Über die Hälfte aller Schüler, die keinen Schulabschluss schaffen, besuchten eine Förderschule. Auf diesen sonderpädagogischen Einrichtungen ist aber meist der Hauptschulabschluss gar nicht vorgesehen und auch nicht erreichbar.

Ein gewisser Trost für strebsame Schulabbrecher: auf den Berufskollegs lassen sich Schulabschlüsse später nachholen.

Aber die Stadt Krefeld hat auch eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, benachteiligten Schülern direkt unter die Arme zu greifen.

„Wir haben die Schulsozialarbeit ausgebaut“, erklärt Markus Schön. Und zwar bereits in der Grundschule. Aber auch in den weiterführenden Schulen mit Ausnahme der Gymnasien stehen Sozialarbeiter bereit.

Perspektive 

Berufsausbildung

„Dort werden soziale Teams gebildet“, erläutert Guido Trappmann, Leiter der Zentralstelle für Beschäftigungsförderung. Die Teams bestehen aus Vertretern der Schule, einem städtischen Sozialarbeiter, einem Landessozialarbeiter und einem Vertreter der Agentur für Arbeit.

„Dieses Team bespricht jeden Einzelfall“, erklärt Trappmann. Somit kann jedem Schüler, der Unterstützung benötigt, ganz individuell geholfen werden, zugeschnitten auf seine persönlichen Lebensumstände. Meist mit der Perspektive, nach der Schule in eine Berufsausbildung eintreten zu können.

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Ein großes Problem, das schließlich auch in mangelnden Schulerfolg mündet, ist dabei die Schulverweigerung. Manche Schüler kommen erst gar nicht mehr zur Schule.

Leitfaden gegen

Schulverweigerung

Auch dafür sind die Gründe vielfältig. Manche fürchten Mobbing seitens der Mitschüler. Andere haben den Anschluss an den Schulstoff verloren. Wieder andere werden von ihren Eltern zurückgehalten. Sie setzten ihre Kinder, die besser Deutsch können als sie selbst, als Übersetzer beim Besuch von Ämtern ein. In der Schule fehlen sie dann.

„Wir haben einen Leitfaden für Lehrer entwickelt, wie sie mit der Schulverweigerung umgehen können“, bennnt Trappmann eine weitere Maßnahme seitens der Stadt. Sogar eine eigene Stelle wurde eigerichtet, um Lösungen für Schulverweigerer zu finden. In dieser Stelle arbeiten Vertreter von Sozial-, Gesundheits- und Migrationsdiensten zusammen. Denn auch diesem Problem kann man nur „ganzheitlich“ entgegenwirken.

Für „ganz harte“ Fälle von Schulverweigerung und Schulmisserfolg  gibt es in Krefeld „alternative Lernorte“. Da werden in kleinem Kreis elementare Kenntnisse vermittelt oder auch nur soziale Verhaltensweisen eingeübt. Vielfach orientiert an der konkreten Lebenssituation. Zum Glück gilt dieses Mindestmaß für nur wenige Schüler.