1. Krefeld

Krefelder Künstler Will Cassel ist verstorben

Will Cassel ist verstorben : Krefelder Künstler und Original

Der Krefelder Künstler Will Cassel ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Cassel stellte national und international aus. Er bekam 1962 den Kunstpreis der Stadt Krefeld, 1977 wurde er mit dem „Prix Joan Miró“ in Barcelona ausgezeichnet. Der Maler, Zeichner und Objekt-Performance-Künstler wurde 2011 mit dem Krefelder Stadtsiegel für seine langjährigen Verdienste geehrt.

„Mit seinem Tod verlieren wir einen der größten Künstler unserer Stadt und ein Krefelder Original, das hier von sehr vielen Menschen gekannt und geschätzt wurde“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer.

„Im August 2022 habe ich Will Cassel noch in seinem Atelier am Kuhdyk besucht, um ihm zum 95. Geburtstag zu gratulieren. Obwohl er schon krank war, waren seine Vitalität, sein Humor und seine Warmherzigkeit noch ganz deutlich spürbar – seine Kreativität und Schaffenskraft waren bis zuletzt unermüdlich.

Ich bin in Gedanken bei Will Cassels Familie und trauere mit ihr um einen bedeutenden Krefelder, der den Festakt zum 650. Geburtstag seiner Stadt im Oktober noch persönlich miterlebt hat“, so Meyer.

Cassels bekannte Gartenzwerge sind nur ein Teil seines künstlerischen Schaffens gewesen, das sich von kinetischen Objekten über poetische Betrachtungen erstreckt.

Er scheute sich zu gegebenem Anlass auch nie, politisch Stellung zu beziehen. Er protestierte vor den Vereinten Nationen in New York gegen Menschenrechtsverletzungen, vor dem Weißen Haus in Washington gegen den Vietnam-Krieg, in Düsseldorf mit weißen Gartenzwergen gegen die Atomkraft und auf einer Autobahnbrücke in Oppum ebenfalls mit weißen Zwergen gegen den Autobahnausbau durch das Latumer Bruch.

Wilhelm Georg Cassel wurde am 25. August 1927 in Dortmund geboren und zog 1934 mit seiner Familie nach Krefeld.

Schon früh begann er zu zeichnen. Er besuchte von 1943 bis 1948 die Werkkunstschule in der Seidenstadt, 1952 bis 1953 war er auf Studienreise in Italien.

Nachdem er kurzzeitig als Werbeleiter einer Bonner Modefirma gearbeitet hatte, begann er 1966 als Dozent an der Schule für Textile Künste in Krefeld zu lehren. Ab 1967 machte er Umweltaktionen in vielen deutschen Städten.

Sein Durchbruch gelang ihm gegen Ende der 1960er-Jahre — mit den Gartenzwergen. In Cassels „Welttheater“ spielten die Zwerge und ihre jeweilige Perspektive eine große Rolle. Tausende der bemützten Gesellen hat Cassel in den Jahren bemalt, umgestülpt, zerbrochen, aufgereiht und zu Armeen formiert. Der Zwerg wurde für ihn zur politischen Figur, zum Symbol im Kampf gegen Bevormundung und Umweltzerstörung.

Von 1972 bis 1980 lehrte Cassel noch an den Gesamthochschulen Dortmund und Essen. Danach arbeitete er nur noch als Künstler im Atelier am Kuhdyk. Dort eröffnete er 1997 „Das kleine Cassel Museum“, ein privates Museum im Obergeschoss seines Hauses.

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Der meist in Schwarz gekleidete Künstler mit den drei reduzierten Taschenuhrensymbolen für die Relativität der Zeit – eine davon enthält selbstverständlich einen Zwerg und weißen Zwergenstaub – ging und radelte gerne und häufig durch die Straßen der Innenstadt. Das Fahrrad wurde – neben dem Gartenzwerg – zu seinem Markenzeichen. Von den „Stinktieren Autos“ hielt er nichts. Diese Überzeugung brachte ihm auch den Titel „Radfahrer des Jahres 1994“ ein.

Seinen Vorlass übergab Will Cassel bereits 2017 an das Stadtarchiv Krefeld. Der Bestand reicht von 1941 bis 2016 und beinhaltet persönliche Notizbücher, Korrespondenz mit nationalen und internationalen Museen sowie Zeitungsberichte und Fotos.

Noch im vergangenen Jahr schenkte er den Kunstmuseen Krefeld einige Objekte. Sie sind aktuell in einem Raum der „Sammlung in Bewegung“ im Kaiser-Wilhelm-Museum ausgestellt.

Cassel hat bis zuletzt gearbeitet. Im Dezember zeigte er noch unter dem Titel „Der Wolkentanz“ Bilder und Objekte in seinem Museum.