1. Krefeld

Verschollenes Fotoalbum aus Krefeld aufgetaucht

Übergabe an das Krefelder Stadtarchiv : Das verschollene Fotoalbum

Überraschend ist ein altes Fotoalbum von lokalhistorischer Bedeutung aus Privatbesitz aufgetaucht. Es war im Jahre 1930 ein wertvolles Geschenk des Krefelder Stadtrates an den damaligen Oberbürgermeister.

Zuweilen sind die Wege verworren, die historische Schätze wieder ans Licht bringen. Renate Rommel-Hohneck und Roswita Engels hatten in diesem Jahr die traurige Pflicht, die Wohnung ihres verstorbenen Onkels auszuräumen. Dabei fiel den Nichten ein ungewöhnliches Buch in die Hände. Ein großformatiger Ledereinband, versehen mit der Prägung des Krefelder Rathauses. Die Seiten fast so fest wie Holzplatten. Auf ihnen kleben lauter alte Fotografien mit Ansichten aus Krefeld; gut 60 an der Zahl.

Die Nichten hatten das schwere Album, das man allein kaum halten kann, schon beim Einzug des Onkels in seine Seniorenwohnung vor rund fünf Jahren einmal gesehen. Seitdem war es weitgehend unbeachtet geblieben.

Ein Blick ins Deckblatt offenbart aber die lokalhistorische Bedeutung: Es ist dem ehemaligen Krefelder Oberbürgermeister Johannes Johansen gewidmet, der die Geschicke der Seidenstadt von 1911 bis 1930 lenkte. Bei seinem Abschied aus dem Amt war es ihm als Geschenk vom damaligen Stadtrat feierlich überreicht worden.

Renate Rommel-Hohneck und Roswita Engels übergaben es deshalb dem Krefelder Stadtarchiv. Dessen Leiter Dr. Olaf Richter nahm es überrascht und dankend entgegen.

Johannes Johansen zählt zu den  bedeutendsten Stadtoberhäuptern in der Geschichte Krefelds. Denn er legte den heute noch bestehenden Grüngürtel als fortgesetzten Naherholungspark an. Deshalb sind nach ihm die Straße „Johansenaue“ am Schönwasserpark und in Traar der „Johansenweg“ benannt. Die Bevölkerung nannte ihn liebevoll den „doppelten Schäng“, weil sich sein Vor- und Nachname klanglich ähneln.

Der Name stammt aus dem Norddeutschen, wo der Doktor der Jurisprudenz ursprünglich herkam. In seine Amtszeit fielen der Erste Weltkrieg, die schlimmen Jahre der Inflation und der politischen Unruhen, aber auch die finanzielle Konsolidierung der Stadt Mitte der 20er Jahre und schießlich die Vereinigung mit Uerdingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 erwarb sich der Pensionär weitere Verdienste, als er die Krefelder Nothilfe gründete, das erste Sozialwerk. Im selben Jahr ist Johansen verstorben.

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Die Fotos in dem mächtigen Buchwerk sind für das Archiv sehr wertvoll. „Viele waren uns nicht bekannt“, erklärt Archivmitarbeiterin Fenja Schneiders, die das Fotoalbum eingehend studiert hat. Im Übrigen ist der Bestand an Fotografien aus den späten 20er und den folgenden Jahren sowieso rar.

Rund zwei Drittel der Fotografien zeigen Natur- und Landschaftsmotive aus Krefeld; manchmal sogar mit künstlerisch gestalteten Sonnenlichteffekten. Aber es wurden auch historisch greifbare Ereignisse festgehalten, wie der Besuch des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg 1926 in Krefeld. Ebenso interessant ist die Abbildung der Cornelius-de-Greiff-Säule auf dem Ostwall, die später dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen ist.

Wie das Album in den Besitz der Familie kam, ist ungeklärt. Der Onkel der beiden Schenkerinnen, Hermann Heinrichs, hatte es von seinem Vater übernommen, der 1972 verstorben war. Eine sichtbare Beziehung zwischen den Familien Heinrichs und  Johansens bestand augenscheinlich nicht. Vielleicht kam das Buch in den Wirren des Krieges abhanden, zumal Johannes Johansen nach seinem Amtsverzicht mehrfach umgezogen ist, auch in andere Städte.

Jetzt jedenfalls ist das gute Stück für alle Zeit gesichert im Krefelder Stadtarchiv untergebracht. Dort lagert auch die umfangreiche Personalakte des ehemaligen Oberbürgermeisters. Der Forschung stehen die Unterlagen zur Verfügung.