1. Krefeld

Exklusiv-Interview mit Zoodirektor

Exklusiv-Interview : Ein Visionär verlässt die „Arche Zoo“

Das große Abschieds-Interview mit Dr. Wolfgang Dreßen: Wir sprachen mit dem scheidenden Zoodirektor über die vergangenen 20 Jahre an der Spitze des Krefelder Tierparks, glückliche Fügungen, ambitionierte Projekte und spannende Zukunftspläne.

Wenn man sich in Ihrem Büro umsieht, dann wartet da aber noch einiges an Arbeit auf Sie...

Dreßen (lacht) Ja, das kann man wohl sagen. Aber die reguläre Arbeit macht auch auf der Zielgeraden nicht Halt. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich nach meiner letzten Aufsichtsratssitzung – es wird meine 84. sein – und meiner Abschiedsfeier in der kommenden Woche richtig loslege. Leicht wird dies nicht, denn hinter fast jedem Stück hier steckt eine Geschichte.

Wolfgang Dreßen
Wolfgang Dreßen Foto: Archiv

Sie erzählten mir einmal, dass Sie im Grunde gar nicht Zoodirektor werden wollten.

Wolfgang Dreßen
Wolfgang Dreßen Foto: Archiv

Dreßen Das stimmt. Erst während meiner Uni-Zeit entwickelte sich dieser Gedanke. Ich hatte in Bielefeld einen Professor, Klaus Immelmann, der ein Zoo-­Faible hatte. Er sagte mir einmal, dass er lieber Zoodirektor als Wissenschaftler geworden wäre. Während einer seiner Seminare zur Tiergarten-Biologie gab es auch meinen ersten Kontakt zum Krefelder Zoo. Die Unterschiede in der Haltung bestimmer Tierarten waren übrigens damals schon groß, Krefeld war seinerzeit schon anders. Und ich mochte das. Irgendwann kam dann das Angebot, als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach Krefeld zu gehen. Der Rest der Geschichte ist ja bekannt.

2003 wurden Sie schließlich Direktor. Welche Erinnerungen bleiben?

Dreßen Dieser schreckliche Brand wird für immer ein Teil von mir sein. Diese Bilder vergisst man nicht. Aber die Wunden schließen sich durch das, was nun kommen wird, ein wenig besser. Darüberhinaus gibt es zahlreiche Tierbegnungen, die bleiben. Ich erinnere mich an mein angespanntes Verhältnis zum Schimpansen Charly. Wenn er mich sah, dann regte er sich enorm auf, trommelte, sprang gegen die Scheibe und bewarf mich. Nach Jahren kam der totale Wandel, morgens begrüßte er mich und wollte mich umarmen. Seinerzeit änderte sich die Hierarchie in der Gruppe und er suchte nach einem Verbündeten. Fortan waren wir beste Freunde. Auch dass wir es geschafft haben, Spitzmaulnashörner in Krefeld zu züchten, war für den Zoo eine Erfolgsgeschichte. Mit dem ersten Jungtier Davu kamen sprungartig 30 000 bis 40 000 Besucher mehr pro Jahr.

Sicherlich war auch der Übergang in die GmbH einschneidend?

Dreßen Das war eine aufregende Zeit, die viel Energie kostete und mir schlaflose Nächte bereitete. Aber es war genau der richtige Schritt. Die Zukunft des Krefelder Zoos wurde damals eingeleitet. Interessanterweise war die Privatisierung schon in meinem Vorstellungsgespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Dieter Pützhofen ein Thema. Ich habe mich sehr dafür ausgesprochen, weil ich das von anderen Zoos kannte und mir die Vorteile bekannt waren. Als ich dann 2003 zum Zoodirektor befördert wurde, nahm das Ganze Fahrt auf. Einhergehend damit veränderte sich natürlich auch mein Arbeitsfeld. Das betriebswirtschaftliche Denken war nicht da, genauso wenig wie ein Zoo-Shop oder eine Presse- und Marketingabteilung. In den ersten drei GmbH-Jahren gab es aber auch einige Querelen mit Aufsichtsräten etc. Ich habe damals ernsthaft überlegt, ob ich Krefeld verlassen sollte, Angebote gab es. Der Umschwung kam dann 2008 mit der Neuaufstellung bei den Zoofreunden. Wir haben ein ganz neues Team aufgestellt und zahlreiche Neubau- und Sanierungsprojekte angeschoben.

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Wie schätzen Sie die Zukunft des Krefelder Zoos ein?

Dreßen Da bin ich sehr, sehr zuversichtlich. Denn für meine Nachfolgerin Stefanie Markowski ist es ebenso ein Herzenszoo wie für mich.  Und das ist wichtig in dieser Position. Mit dem Affenpark wird sie ein wegweisendes Projekt schaffen, neben weiteren Neubauten wie etwa für Schneeloparden und Seelöwen. 

Wie sieht Ihre private Zukunft aus?

Dreßen Meine Frau und ich werden im Sommer zurück nach Bielefeld ziehen. Dort haben wir Freunde und Familie. Doch zunächst einmal starten wir am 3. Januar zu einer dreimonatigen Reise nach Galapagos und zahlreiche Inseln in der Karibik. Es wird ein Aktiv­urlaub, wir wollen jeden Tag schnorcheln. Dies ist unsere gemeinsame Leidenschaft.

Und wenn Sie dann zurückkehren...?

Dreßen Ich bin jetzt 66. So lange ich noch körperlich und geistig fit bin, werde ich die Zeit genießen. Es gab ja auch Anfragen, ob ich das Artenschutzzentrum Affenpark noch bis zur Fertigstellung begleite. Aber jetzt ist die Zeit für mich gekommen, um die Arche Zoo zu verlassen. Allerdings behalte ich hier noch einen Anker, denn ich werde für den Zoo das Zuchtprogramm für die Baumkängurus weiter koordinieren. Das wird eine schöne Aufgabe, auf die ich einfach Lust habe.

Ihr Wunsch für den Zoo?

Dreßen Ich möchte an Krefeld und alle Bürger appellieren: Fördert diesen Zoo, der ein Juwel dieser Stadt ist.