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Mathe, Deutsch und Englisch sind nur ein Teil des Schullebens: Waldorfschüler präsentierten Abschlussarbeiten

Mathe, Deutsch und Englisch sind nur ein Teil des Schullebens : Waldorfschüler präsentierten Abschlussarbeiten

Was macht Schule aus? Wozu dient Schule? Und was macht eigentlich eine gute Schule aus? Fragen, die Generationen von Pädagogen umtreiben und wahrscheinlich auch in Zukunft für rege Diskussionen sorgen werden.

Was Schule ausmachen kann, war am Montag dieser Woche wieder einmal in der Freien Waldorfschule Dinslaken zu erleben.

 Jean-Marie Kolberg (rechts) bot auf der Gitarre eigene Stücke.
Jean-Marie Kolberg (rechts) bot auf der Gitarre eigene Stücke. Foto: vowie

Dort standen die Präsentationen der "Zwölft-Klassarbeiten" an. Diese sehr spezielle Form einer Projektarbeit muss der Waldorfschüler in seinem Schülerdasein gleich zweimal erleben. Der erste Durchgang findet dabei in der achten Klasse statt, der zweite in der zwölften Klasse, wobei diese Projektarbeit auch Teil des so genannten Waldorfabschlusses ist, den jeder Schüler einer Waldorfschule neben Hauptschul-, Realschul- oder gymnasialem Abschluss erlangt.

 Anja Köppen wagte sich an Jazz-Improvisationen an Trompete und Flügelhorn.
Anja Köppen wagte sich an Jazz-Improvisationen an Trompete und Flügelhorn. Foto: vowie

Beiden Arbeiten gemeinsam ist die Tatsache, dass sich die Schüler hierbei in ein selbst gewähltes Thema einarbeiten sollen. Darüber fertigen sie zunächst je nach Art des Themas ein handwerklich, eventuell auch künstlerisches Arbeitsstück an. Über diesen Prozess muss zudem eine schriftliche Arbeit erstellt werden, die den handwerklichen Prozess darstellt, sich mit Theorien über das Thema und den Prozess auseinandersetzt und auch eventuelle Irrtümer offenlegt. Zudem sollen in dieser Arbeit auch Faktoren genannt werden, bei denen der Schüler Hilfe bekam oder die das Projekt begünstigt oder erschwert haben. Besonders für Schüler in der achten Klasse ist dies oft ein hoher Anspruch, setzt diese Aufgabe von allen Schülern über längere Zeit ein beachtliches Durchhaltevermögen voraus, denn ein betreuender Lehrer steht zwar mit Rat zur Seite, aber mit Tat wird gegeizt, denn die eigentliche Ausführung soll vom Schüler selbstständig durchgeführt werden.

 Nick-Noah Kolberg und Simon Rottig untersuchten die Einschätzungen ehemaliger Waldorf-Schüler bezüglich ihres Lebenswegs. So interviewten sie auch den Schauspieler Henning Baum.
Nick-Noah Kolberg und Simon Rottig untersuchten die Einschätzungen ehemaliger Waldorf-Schüler bezüglich ihres Lebenswegs. So interviewten sie auch den Schauspieler Henning Baum. Foto: vowie

Mag dies alles noch an ein größeres Referat, eine größere Arbeitsaufgabe auch an einer klassischen Schule erinnern, ist die Art der Vorstellung der Arbeiten jedoch etwas höchst Waldorf-Spezielles. Denn hier öffnet sich die Schule für eine öffentliche Präsentation, bei der die Arbeiten einem großen Publikum vorgestellt werden. Und so war es am Montag in Dinslaken soweit: Fast das gesamte Lehrerkollegium, große Teile der Elternschaft, Mitschüler, Geschwister, Oma und Opa und im Einzelfall auch mal Tante und Onkel bevölkerten die Turnhalle an der Eppinkstraße 173, um einen Blick auf die Ergebnisse zu werfen. Schüler aus den beiden zwölften Klassen hatten Stände mit ihren jeweiligen Arbeitsproben, -dokumentation und —objekten rings um an den Wänden aufgebaut und warteten auf die interessierten Eltern und Lehrer, die dann auch in Scharen anrückten. "Wie hast du das gemacht? Warum gerade dieses Thema? Hat alles so geklappt, wie zunächst gedacht? Würdest du das Thema noch einmal so angehen?"

 Absolut beeindruckend waren Performances zu den Tänzen unter dem Thema „Live your Dream“, die auf Bühne und Video dargeboten wurden.
Absolut beeindruckend waren Performances zu den Tänzen unter dem Thema „Live your Dream“, die auf Bühne und Video dargeboten wurden. Foto: vowie

Nach rund einer Stunde ging es dann an die Präsentation anderer Art, denn die Arbeiten, die musisch, tänzerisch oder sonst wie bühnenpräsentabel waren, wurden auf der Schulbühne aufgeführt. So gab es Gitarrenmusik, Poetry-Slam-Texte, Jazz-Improvisationen, Film, Tanz und manches mehr. Mit einer Pause von rund 40 Minuten gab es so fast eineinhalb Stunden Programm, das voller Vielfalt vom kreativen Schaffen der Waldorfschüler zeugte. Sicherlich ein Abend, der nicht nur den Schülern lange in Erinnerung bleiben wird. Für die Zwölftklässler steht nur noch ein spezielles Waldorfprojekt vor dem Schulende auf dem Programm: Das Zwölftklass-Spiel: Ein Theaterprojekt, das im laufenden Schuljahr kurz vor den Sommerferien aufgeführt wird.

(vowie)