1. Moers Niederrhein

„Man muss nicht jede Woche Toleranz und Zusammenhalt neu beweisen“: "Stern der Vielfalt" stärker leuchten lassen

„Man muss nicht jede Woche Toleranz und Zusammenhalt neu beweisen“ : "Stern der Vielfalt" stärker leuchten lassen

Man müsse nicht jeden Tag auf die Straße gehen, um zu beweisen, dass es an vielen Stellen in der Stadt Beispiele für gelebte und gelungene Integration gibt. Mit diesen Worten führte der Superintendent der evangelischen Kirche Duisburg Armin Schneider in ein Pressegespräch ein, das am Montagmorgen stattfand und mit dem das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ankündigte, auf eine Gegendemonstration am Montagabend zu verzichten.

Dabei sei auch in Duisburg nicht alles Gold bei der Integration. Doch Ausgrenzung helfe nicht: "Wir müssen im Gespräch bleiben und Probleme gemeinsam klären!" Doch vielfach werde Integration gar nicht mehr als solche wahrgenommen, denn im Verein, auf dem Fußballplatz, im Betrieb seien die Mitbürger längst als solche einbezogen und das Miteinander selbstverständlich. "Es gibt genug positive Beispiele gelebter und gelungener Integration", schloss Schneider und Ratsfrau und DGB-Chefin Angelika Wagner verwies auf die Menschen aus 140 Nationen, die gegenwärtig in Duisburg leben.

 Superintendent Armin Schneider betonte, dass man eine neue Demonstration nicht generell ausschließen will. Die Entwicklung bleibe jedoch abzuwarten.
Superintendent Armin Schneider betonte, dass man eine neue Demonstration nicht generell ausschließen will. Die Entwicklung bleibe jedoch abzuwarten. Foto: vowie

",Wir sind Duisburg‘ war nicht nur das Motto vor dem Theater vergangene Woche. ,Wir sind Duisburg — 365 Tage im Jahr‘" formulierte Wagner das weiterführende Motto des Bündnisses. Unter diesem Titel werden in Zukunft alle Veranstaltungen, Aktionen und Termine zusammengefasst, die sich aktiv mit Zusammenleben, Toleranz und Integration auseinandersetzen. Schon am kommenden Montag lädt Oberbürgermeister Sören Link alle Vertreter von Vereinen, Organisationen und religiösen Gruppen ein, die sich aktiv um ein Miteinander der Menschen einsetzen, ins Rathaus zu einem Gedankenaustausch.

 DGB-Chefin Angelika Wagner: "Wir müssen das Selbstbewusstsein stärken, um das Zusammenleben zu verbessern."
DGB-Chefin Angelika Wagner: "Wir müssen das Selbstbewusstsein stärken, um das Zusammenleben zu verbessern." Foto: vowie

Man dürfe nicht nur immer reagieren. Vielmehr komme es darauf an, die Stärken im Zusammenleben zu betonen. Zudem sei Pegida kein wirkliches Phänomen in Duisburg. Duisburg werde vielfach von Rechtsradikalen benutzt, um hier aufzumarschieren, betonte der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff und fand sich damit durchaus im Einklang mit Duisburgs Polizeipräsidentin Elke Bartels, die nach der abendlichen Pegida-Demonstration feststellte: "Mit der Teilnahme der Nazi-Kameradschaft Aachener Land und zahlreicher Rechter aus Dortmund ist die Duisburger Pegida-Demonstration heute stark rechtsradikal dominiert gewesen".

 Stadtdechant Bernhard Lücking betonte, dass auch die katholische Kirche am vorvergangenen Montag vor dem Theater mit demonstriert habe. Von dem Pfarrer, der bei den Pegidaleuten geredet habe, distanziere er sich: "Der Münsteraner Bischoff hat ihm inzwischen auch ein Predigtverbot auferlegt."
Stadtdechant Bernhard Lücking betonte, dass auch die katholische Kirche am vorvergangenen Montag vor dem Theater mit demonstriert habe. Von dem Pfarrer, der bei den Pegidaleuten geredet habe, distanziere er sich: "Der Münsteraner Bischoff hat ihm inzwischen auch ein Predigtverbot auferlegt." Foto: vowie

Die offene Stadtgesellschaft werde sich in Zukunft fragen lassen müssen, wie man mit platten Stammtischparolen umgehen wolle? Mit einstimmen? Weghören? Oder vielleicht dagegen Stellung beziehen? Das werde schwer, bekundeten die Teilnehmer der Pressekonferenz, zu der auch Stadtdechant Bernhard Lücking zählte, der betonte, dass man sich mit Menschen, die Ängste haben, oder die verunsichert sind, auseinandersetzen müsse. Mit Radikalen jedoch nicht. Ein Beispiel für eine solche Kärrnerarbeit leisteten zum Beispiel die Aktiven der Neumühler Erklärung, die gegen die Verunsicherung im Stadtteil wegen der Flüchtlingsunterkunft ankämpfen.

 Der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff stellt zunächst sein Landtagsbüro für organisatorische Aufgaben bei "Wir sind Duisburg - 365 Tage lang" zur Verfügung. "Der Stern der Vielfalt soll leruchten!"
Der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff stellt zunächst sein Landtagsbüro für organisatorische Aufgaben bei "Wir sind Duisburg - 365 Tage lang" zur Verfügung. "Der Stern der Vielfalt soll leruchten!" Foto: vowie
  • Routinier bleibt bei der HSG : Schneider hält Eagles die Treue
  • Michael Beckmann, der im Filmforum demnächst
    Schimanski-Jubiläum : 40 Jahre "Duisburg-Ruhrort"
  • Stadt überprüfte Infektionsgeschehen nach Stadtteilen : OB Meyer: „Haben hier kein Köln-Chorweiler oder Duisburg-Marxloh“

Da gäbe es Bürger, die verunsichert sind und möglicherweise Ängste haben. Mit denen müsse man sprechen. Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage will deshalb mit "Wir sind Duisburg — 365 Tage im Jahr" quasi das Forum bieten, um einen Veranstaltungsreigen zu initiieren, der die interkulturellen und interreligiösen Veranstaltung unter dieses Motto vereint. Moschee-, Synagogen- und eben auch Kirchenführungen könnten da ebenso drunter fallen wie die Vielzahl an beispielsweise Sommerfesten in den Vereinen, Verbänden, Parteien und Organisationen, die eh schon von Duisburgern aller Herren Länder besucht werden. Rainer Bischoff stellte dazu seine Landtagsbüro-Organisation bereit, die Vereinen hilft, um den Termin anzukündigen, bei Bedarf auch Pressemitteilungen fertigt oder auch bei der Planung von Organisationsabläufen beratend zur Seite steht. Vereine, die hier Bedarf haben, mailen an rainer.bischoff@landtag.nrw.de

(vowie)