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Krefelder Jugendtheater Kresch: „Der Trafikant“

Jugendtheater Kresch : „Sehnsucht, Echtes zu erleben“

Das Jugendtheater Kresch probt gerade ein Stück, das im Nationalsozialismus angesiedelt ist. Regisseurin Isolde Wabra erläutert im Interview Hintergründe.

Robert Seethalers Roman „Der Trafikant“ erzählt die Geschichte des 17-jährigen Franz Huchel im Jahre 1938 in Wien. Als Lehrling eines Tabakladens lernt er den Stammkunden Sigmund Freud kennen und verliebt sich in die Varietétänzerin Anezka.

Das Theaterstück „Der Trafikant“ hat am 13. Februar im Kresch in der Fabrik Heeder Premiere. Derzeit wird das Stück unter der Regie von Isolde Wabra geprobt.

Was verbindet Sie mit der Geschichte?

Isolde Wabra: Die Sprache des Romans und die Geschichte hat den Funken Magie, den ein gutes Theaterstück braucht. Zusätzlich ist es Lesestoff für das Zentralabitur. Zudem verliert die Kernbotschaft auch heute nicht an Gültigkeit. Es berührt mich, wie der 17-jährige über sich hinauswächst und wie der ältere Freud ihm diesen Weg ebnet. Da die Geschichte in meiner Heimat Österreich spielt, übernehme ich die

kleine Rolle der Mutter von Franz. Wir haben eine große Besetzung mit zehn Darstellern. Die positiven Themen überstrahlen die schreckliche Zeit, es geht um Mut, Liebe und

Solidarität.

Gerade für das junge Publikum ist der 17-jährige Franz Huchel wegen seines Alters ein Protagonist auf Augenhöhe. Was kann/soll mit der Rolle vermittelt werden?

Isolde Wabra: Er entwickelt sich durch seine Begegnungen, junge Menschen brauchen Wegbegleiter. Seine Gefühle unterscheiden sich nicht von denen der Jugendlichen heute. In diesem Stück fährt das Leben Karussell mit ihm, und wir erleben, wie er sich entscheidet. Die mutigste Entscheidung trifft er am Ende ganz allein. Der Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus steht nicht im Vordergrund, das menschliche Handeln ist das Wesentliche der Geschichte.

Nathan der Weise, Jubiläum, die historischen Frauen und der Trafikant – diese aktuellen Kresch-Stücke thematisieren indirekt oder direkt den Nationalsozialismus. Welche Resonanz erhalten Sie nach den Aufführungen von Schülern?

Isolde Wabra: Da wir meistens Nachgespräche anbieten, erleben wir tolle Gespräche mit den jungen Menschen. Auch das Abendpublikum hat bereits erkannt, dass alle Inszenierungen ab 14 auch für Erwachsene gedacht sind. Ich freue mich immer über starke Meinungen und spannende Fragen, die Schüler und Lehrer in Krefeld sind einfach klasse. Die Jugendlichen haben eine starke Sehnsucht etwas Echtes zu erleben. Dafür wandern auch schon mal Schulklassen zu Fuß eine Stunde, um zur Vorstellung zu kommen. Als Theater muss man nahbar bleiben und prägende Erlebnisse schaffen. Das ist unsere Aufgabe.