1. Krefeld

Im St. Annenhof wird großer Wert auf Mitbestimmung und Eigenverantwortung gelegt: Kinderrechte im Kinderheim

Im St. Annenhof wird großer Wert auf Mitbestimmung und Eigenverantwortung gelegt : Kinderrechte im Kinderheim

Ende August feiert der St. Annenhof sein 125-jähriges Bestehen mit einem zweitägigen Fest. In lockerer Folge stellen wir das Leben in der Einrichtung vor.

Früher war ein Kinderheim ein Ort, an dem von Mitbestimmung keine Rede sein konnte. Das hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Im Kempener St. Annenhof hat die Michaelgruppe, in der zehn Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren gemeinsam mit ihren Erzieherinnen zusammenleben, eine Art Vorreiterrolle übernommen. Das ist schon am Eingang zum Wohnbereich der Gruppe deutlich sichtbar: „Kinder haben Rechte“, verkündet ein selbst gemaltes Bild. Die angepinnten „Paragraphen“ der weltweiten Kinderrechte und ein Kummerkasten ergänzen das Arrangement. „Den Schlüssel für den Kasten habe ich immer bei mir“, sagt die 13-jährige Jessica. Sie wurde von den Kindern zur Sprecherin gewählt und vertritt die Gruppe gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Jennifer (13). Dass der gelbe Kasten in letzter Zeit nur noch selten genutzt wird, hält Jessica für ein eher gutes Zeichen: „Seit wir regelmäßige Gruppenrunden abhalten und uns aussprechen, sind Streit und Probleme viel seltener geworden.“

Verantwortung übernehmen, mitbestimmen, seine Meinung sagen, das sind grundlegende Fähigkeiten, die den Kindern im St. Annenhof vermittelt werden sollen. Herbert Knops, der Leiter der Einrichtung, findet diese Entwicklung sehr positiv: „Kinder, die ihre Rechte kennen, die wissen, an wen sie sich bei Problemen wenden können und die an den Entscheidungen, die sie betreffen, beteiligt werden, sind auch gegen Übergriffe und Missbrauch besser geschützt.“

Dass es nicht nur bei warmen Worten bleibt, dafür sorgt die Leitung des St. Annenhofs, indem althergebrachte Strukturen immer wieder auf den Prüfstand kommen. Ein Beispiel: Für jedes Kind muss die Einrichtung regelmäßige Berichte beim Jugendamt abgeben, in die auch die leiblichen Eltern Einsicht haben. Herbert Knops: „Neuerdings sprechen wir diese Berichte vorher mit den Kindern und Jugendlichen durch, um zu signalisieren: Wir machen hier nichts über Eure Köpfe hinweg.“

(City Anzeigenblatt Krefeld II)