1. Kempen Tönisvorst

Burg-Übergabe an die Stadt Kempen

Symbolische Schlüsselübergabe : Die Stadt Kempen ist wieder „Burg-Besitzerin“

Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe hat die Kempener Burg den Besitzer gewechselt: Sie ist nun nach über achtzig Jahren wieder in städtischer Hand. In der Thomasstadt sorgt das überwiegend für Freude, doch sieht man auch große Belastungen auf die Stadt zukommen.

Was wird aus der Burg? Diese Frage wird seit vielen Jahren in Kempen diskutiert, insbesondere seit die Entscheidung gefallen war, das historische Gemäuer mit dem Umzug des Kreisarchivs nach Viersen an die Stadt zurückzugeben. Einerseits gehört die Burg zu Kempen wie kaum ein anderes Gebäude, andererseits ist noch völlig unklar, welche Nutzungsmöglichkeiten in Zukunft wirtschaftlich umzusetzen sind.

„Ich nehme gerne den Burgschlüssel entgegen. Die Burg ist ein Wahrzeichen, mit dem sich die Kempener identifizieren“, sagte Bürgermeister Christoph Dellmans heute bei der symbolischen Übergabe durch Landrat Dr. Andreas Coenen. Mit der Ehre sei hier auch eine gewisse Bürde verbunden, doch: „Wir nehmen diese Aufgabe gerne an, gemeinsam mit einer starken Bürgerschaft, einer starken Politik und den Vereinen wie „Denk mal an Kempen’.“ Das erklärte Ziel aller Beteiligten sei es, die Burg den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen – mit welcher Nutzung auch immer.

Gleichzeitig stellte der Bürgermeister klar, dass andere Projekte in Kempen wie etwa die Sanierung der Schulen und der Familiensportpark Berliner Allee Vorrang hätten: „Die Burg ist auf der Prioritätenliste nicht ganz oben, dazu stehe ich.“ Auf keinen Fall werde man das Gemäuer jedoch dem Verfall preisgeben. In den kommenden Monaten werde das Technische Dezernat die Schwachstellen in der Burg analysieren und erste Sicherungsarbeiten durchführen lassen, um zumindest den Ist-Zustand zu erhalten, bis über das weitere Schicksal der Burg entschieden ist. Die ersten Untersuchungen und Begehungen hätten gezeigt, dass an der Burg doch noch einiges zu tun sei, berichtet Torsten Schröder, Technischer Beigeordneter der Stadt Kempen: „Das ist bei einem historischen Bauwerk mit einem Alter von mehr als 600 Jahren auch nichts Ungewöhnliches. Nach dem Auszug des Kreisarchivs haben wir nun die Möglichkeiten, auch durch Bauteilöffnungen die Untersuchungen weiter zu vertiefen, um herauszufinden, welche Maßnahmen für die weitere Unterhaltung, Instandhaltung und für zukünftige Sanierung erforderlich sind."

„Ich glaube, die Rückgabe an die Stadt Kempen ist der richtige Weg“, so Landrat Dr. Andreas Coenen. Zum einen sei die dringend fällige Sanierung und ein Ausbau durch den Kreis nicht mehr in Frage gekommen, nachdem der Viersener Stadtrat der Zusammenlegung von Kreis- und Stadtarchiv in einem Neubau zugestimmt hatte. Andererseits habe die Stadt Kempen nun freie Hand und könne über die Nutzung der Burg entscheiden, ohne die Kreis-Gremien einbeziehen zu müssen.

Das Kreisarchiv, das seit 1984 in der Burg untergebracht war, ist in den vergangenen Wochen ausgezogen. „Der Umzug aus dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude stellte das beauftragte Umzugsunternehmen vor außergewöhnliche Herausforderungen“, teilt der Kreis Viersen mit: „Zahlreiche, teils steile Treppen, eine niedrige Kellerdecke, kein geeigneter Transportaufzug und sehr begrenzte Zuwege zu dem historischen Gebäude erschwerten den Auszug.“ Am Ende sei es jedoch gelungen, tausende Kartons mit Archivalien unbeschädigt zum neugebauten Kreisarchiv nach Viersen-Dülken zu transportieren.