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Heribert Hölz: Es geht wieder nach Bosnien

Heribert Hölz : Es geht wieder nach Bosnien

Heribert Hölz hat nicht viel Neues zu erzählen - sagt er. Aber er muss im Gespräch bleiben. Während die Ukraine, Türkei und Syrien („zu Recht“) im Fokus der Öffentlichkeit stehen, droht Bosnien das Vergessen: „Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Dann kommt gar nichts mehr.“

Heribert Hölz ruft in regelmäßigen Abständen in unserer Redaktion an. „Pressearbeit ist für die Bosnienhilfe so wichtig, ohne Zeitung geht es nicht!“, sagt er und meint: Jeder Artikel animiert Spender. Jeder Artikel ruft in Erinnerung, was nicht vergessen werden darf. Nämlich, dass in einem Land vor unserer Haustüre auch beinahe 30 Jahre nach Ende des Balkankrieges immer noch Armut und Elend herrscht. „Bekommen die das denn nicht mal langsam selbst hin“, fragt der 80-jährige stellvertretend für alle, die sich diese Frage stellen. Seine Antwort: Nein. Und deshalb hilft er.

Dass er das tut, wissen inzwischen viele am Niederrhein. Und in Münster, in Aachen, in Hagen. Hölz ist manchmal überrascht, wo Spenden, Anrufe und Anfragen überall herkommen. Dass ihm die Hilfsbereitschaft quasi in den Genen steckt, darüber spricht er nun das erste Mal mit uns. Hölz ist Kriegskind und lernt seinen Vater nie persönlich kennen, da dieser zwei Wochen nach seiner Geburt eingezogen wird. Er kennt ihn aber aus 208 Briefen, die die Familie aus dem Baltikum erreichen. Der Vater unterstützt und beschützt dort Kriegswaisen und –witwen. Und stirbt viel zu jung mit 36 Jahren in Lettland. „Obwohl ich meinen Vater nie kennengelernt habe, habe ich eine sehr enge emotionale Beziehung zu ihm“, sagt Hölz. Da die Mutter ebenfalls „in diese Richtung“, meint Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, getickt habe, steht für ihn fest: „Zu helfen liegt in meinen Genen.“

Vor 31 Jahren ruft Heribert Hölz die Bosnienhilfe ins Leben, „er kann nicht anders, da dort einer unserer Nächsten in großer Not ist.“ Er hilft in der größten Not und bleibt auch dann noch, als die meisten anderen schon wieder weg sind. Gemeinsam mit seiner Frau Ursula bringt er viele Projekte ans Laufen - wie die Suppenküche in Zenica, Schafsherden für Kleinbauern, Alten- und Krankenhilfe in Banja Luka, Familienpatenschaften... Bis zur Coronapandemie war der Neukirchen-Vluyner mehrmals im Jahr in Bosnien und hat über die Jahrzehnte ein weitreichendes Netzwerk aufgebaut. Dieses sorgt dafür, dass auch in den vergangenen drei Jahren weiterhin jede Hilfe dort ankommt, wo sie soll. Daher spenden die Spender weiterhin. 2022 kommen 75.000 Euro zusammen, für die kleine Ein-Ehepaar-Organisation in diesen Zeiten eine beachtliche Summe. Hölz, der immer um Transparenz bemüht ist und das in ihn gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen will, ruft alle Spender an. Nach sechs Wochen hat er 125 von 135 erreicht und bekommt immer wieder zu hören: „Solange Sie das machen, Herr Hölz, unterstützen wir Sie!“ Aus Bosnien wiederum erhält er viele Nachrichten, in denen sich Menschen bedanken. „Sie haben tausenden und tausenden Armen Hilfe und Trost gereicht, deswegen erwartet Sie sicher eine große Belohnung im Himmel“, schreibt Sr. Ancilla Vukoja aus Banja Luka. „Ihr Glaubensbekenntnis, Ihre Ausdauer, Ihr Einfühlungsvermögen für die Bedürftigen gaben uns auch Kraft in unseren Schwierigkeiten, und davon gab es viele“, schreibt Zeljko Maric, Schulleiter aus Travnik. Dieses Schreiben ist mit einer Einladung zu den Festlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Schule verbunden, die mit Hilfe der Bosnienhilfe wiederaufgebaut wurde. Es geht also nach drei Jahren wieder nach Bosnien. Also doch erfreuliche Neuigkeiten.

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„Wie lange ich das noch machen will?“, stellt sich Heribert Hölz schließlich zum Schluss selbst die Frage, die im Raum steht. „Solange ich kann“, lautet seine Antwort. Und warum? „Am Ende meines Lebens bin ich sehr dankbar, dass ich das so tun kann. Ich bin doch frei. Ich habe doch alles. Und dann helf‘ ich.“ Die guten Gene halt!