1. Moers Niederrhein

Das Pfingsttreffen der unimoersalen Superhelden​

Moers Festival : Das Pfingsttreffen der unimoersalen Superhelden

Die Borussia wird‘s dieses Jahr ja wohl nicht mehr schaffen, aber einmal im Jahr ist auch der linke Niederrhein verlässlich international: zu Pfingsten beim Moers-Festival. Für die Zeit vom 17. bis 20. Mai verspricht Tim Isfort „an und für sich nix Weltbewegendes“.

Altes Kino, stillgelegte Unterführung, Saturn-Filiale und Hallenbad - die Orte der Moers-Festival-Pressekonferenzen waren in den letzten Jahren so ausgefallen und spektakulär wie das Festival selbst. Doch dieses Jahr wird im bescheidenen Festivalbüro am Ostring geblieben. Und das bedeutet, weil wohl zu keiner anderen Pressekonferenz am linken Niederrhein so viele, vor allem auch auswärtige Pressevertreter kommen: Es wird eng. Isfort, Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Kulturdezernent Wolfgang Thoenes quetschen sich auf ein kleines Bänkchen zwischen Klavier und Spiderman; nicht alle Journalisten finden am ovalen Tisch Platz. Möglicherweise also keine schlechte Idee, dass die beiden diesjährigen Schwerpunktländer auch mit Düften vorgestellt werden ...

Wohl weil die Schere politisch, gesellschaftlich und finanziell gerade immer weiter auseinandergeht, propagiert schon die Pressekonferenz des Moers-Festivals das Zusammenrücken. Und gegen Hetzer und Schreihälse wird hier auf einen bewusst heruntergepegelten Ton gesetzt: „nix Weltbewegendes“, „nix Berauschendes“, „eigentlich eher langweilig“, heißt es bei der Programmvorstellung immer wieder. Wobei es ein Kollege von der Fachpresse nachher richtigstellt: Während andere Festivals nur Standard, also Durchschnitt liefern, ist auch das diesjährige Moers-Programm wieder herausragend - die Welt zu Gast bei Freunden.

Zwei Länder werden zu Pfingsten in Moers ins Zentrum gerückt; Japan mit seiner äußerst lebendigen Improvisationsszene und, nach Äthiopien und Äquatorialguinea, Namibia, mit Deutschland unfreiwillig besonders verbunden. Drumherum internationale Superhelden der frei improvisierten Musik, trotz Brexit sind sogar ein paar Briten dabei. Nur Arschgeigen sollen vier Tage lang nicht zu hören sein. Stattdessen überall, auch im Nachwuchsprogramm von und mit Lukas Döhler und Leticia Carrera, Captain Niederrhein, hinter dem man Hanns Dieter Hüsch vermuten darf, den großen Jubilar des kommenden Jahres: „und alle reden und trinken/essen und denken/nach Herzenslust und Gelüsten/mit Ausnahme der Faschisten“.