1. Krefeld

Stadttheater bringt aktuelles Thema auf die Bühne: Pfiffige Rückblende ins komische Elend

Stadttheater bringt aktuelles Thema auf die Bühne : Pfiffige Rückblende ins komische Elend

Das Thema Migration hat das Stadttheater wieder auf die Bühne gebracht - lebensecht und spritzig.

Zuweilen schafft es die kleine Studiobühne in Fabrik Heeder, das große Haus am Theaterplatz in den Schatten zu stellen. Dies war am Donnerstag wieder der Fall, als das Stadttheater unter der Regie von Sascha Mey das Stück "Phantom" aufführte.


Im Gegensatz zur Krefelder Eigenproduktion "Kein schöner Land", die sich ebenfalls mit der Lebenssituation von Migranten beschäftigte und sich zähflüssig und verwirrend hinzog, überzeugte die "Phantom"-Aufführung durch eine überaus pfiffige Inszenierung und klare Gedankenführung.


Dabei besteht das Schauspiel, das sich um eine Arbeitsmigrantin aus Rumänien dreht, aus lauter Rollenwechseln, Rückblenden und Einklinkern. Aber Regisseur Sascha Mey hat die Sequenzen so klug arrangiert und optisch so anschaulich in Szene gesetzt, dass der Zuschauer mühelos den Überblick behält. Mehr noch: die schnellen Szenenwechsel geben der Aufführung Tempo und Abwechslung; die einzelnen Sequenzen sind lebensecht gestaltet und werden sauber ausgespielt.


Das ist vor allem das Verdienst der ausdrucksstarken Schauspieler, die jede Szene zu einem Abbild der Realität werden lassen:


Paul Steinbach und Helen Wendt als prolliges "Asi"-Paar sind geradezu umwerfend, Denise Mattheys Verschüchterung als ausgenutzte Spargelstecherin berührt zutiefst, Eva Spott brilliert als autoritär-weltfremde Großmutter im fernen Rumänien und Christopher Wintgens gibt als Menschenhändler dem Zynismus erschreckende Verkörperung.


Die Textgrundlage stammt von Lutz Hübner. Doch während seine bekanntere Komödie "Frau Müller muss weg" dem Theaterteam kaum Entwicklungsmöglichkeiten bot, nutzen Regisseur Mey und seine hervorragend aufgelegten Schauspieler den "Phantom"-Text, um die Funken des Esprit geradezu sprühen zu lassen.


Fazit: Eine außergewöhnlich unterhaltsame Aufführung, die zudem mit den ebenso bedrückenden wie unfreiwillig komischen Zuständen am unteren Rand der deutschen Gesellschaft bekannt macht.

Weitere Aufführungen: 30. April; 4., 26. Mai; 2.,3. Juni; 2. Juli. Beginn jeweils 20 Uhr. Ort: Fabrik Heeder.
Karten an der Kasse des Krefelder Stadttheaters, Theaterplatz, Tel.: 805-125.