1. Krefeld

Nach dem Mandatsverlust: Gespräch mit Ina Spanier-Oppermann

Ina Spanier-Oppermann im Gespräch : Nach dem Mandatsverlust

Von 2012 bis 2022 vertrat SPD-Politikerin Ina Spanier-Oppermann die Krefelder als Abgeordnete im NRW-Landtag. Bei der Wahl am 15. Mai verlor sie überraschend das Mandat. Wie geht sie mit dem Verlust um?

Frau Spanier-Oppermann, nach zehn Jahren im NRW-Landtag haben Sie Ihr Mandat verloren. Wie haben Sie den Wahltag erlebt?

SPANIER-OPPERMANN: Ich hatte eigens am Wahltag noch einen Bürgertermin wahrgenommen, um mich von der Erwartung auf den Abend abzulenken. Gegen 16 Uhr signalisierten die Umfragen noch Gleichstand zwischen SPD und CDU. Ich habe ein Ritual: An Wahltagen fahre ich immer mit dem Motorrad nach Kevelaer und zünde eine Kerze an. Auf der Rückfahrt erfuhr ich dann, dass die CDU sieben Prozent vor uns lag. Da wusste ich: Das kann ich nicht wettmachen.

Wie haben Sie reagiert?

SPANIER-OPPERMANN: Ich konnte es nicht fassen, war bitter enttäuscht. Mir sind in diesem Moment die Tränen gekommen. Am Abend, als der Mandatsverlust feststand, dachte ich zuerst an meine beiden Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro, die beide Familie haben. Ich bemühe nun mein Netzwerk, um sie bei ihrem beruflichen Neuanfang zu unterstützen.

Worauf führen Sie das schlechte Abschneiden der SPD zurück?

SPANIER-OPPERMANN: Das hat mehrere Gründe. Am meisten beschäftigt mich, dass so viele unserer Wähler nicht zur Urne gingen. Das war entscheidend. Im Wahlkampf war spürbar geworden, dass der Ukraine-Krieg alle landespolitischen Themen überschattete. Es kam eine Stimmung auf, als handle der SPD-Kanzler zu zögerlich.

Sie haben sich als Abgeordnete stark für bürgernahe Themen engagiert, beispielsweise die Abschaffung der Bürgerbeiträge beim Straßenausbau. Sind Sie gefrustet, dass gerade diese Themen von der großen Politik überlagert wurden?

SPANIER-OPPERMANN: Ich fühle keinen Frust, aber Ohnmacht. Bei fast jeder Diskussion im Wahlkampf habe ich diese Ohnmacht gespürt, mit den Landesfragen nicht durchzudringen, sondern Stellung zu Themen nehmen zu müssen, die ich in Land und Stadt gar nicht beeinflussen kann.

Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus?

SPANIER-OPPERMANN: Politisch bleibe ich als Mitglied des Krefelder Stadtrates aktiv. Da setze ich mich besonders für die Ausstattung der Schulen ein. Auch bin ich kurz vor der Wahl wieder als ehrenamtliche Betriebsrätin in dem Unternehmen gewählt worden, in dem ich vor meiner Zeit als Abgeordnete beschäftigt war. Beruflich nehme ich mir jetzt eine kurze Auszeit. Danach möchte ich wieder berufstätig werden.

Gab es im Landtag eigentlich eine Zusammenarbeit der Krefelder Abgeordneten über Parteigrenzen hinweg?

  • Landtagswahl: Britta Oellers und Marc Blondin siegen : Jubel bei der CDU, Frust bei der SPD, Grüne legen stark zu
  • Hier wird gebaut. Aber auf wessen
    Wer bei Straßensanierungen zahlt : Anliegerbeiträge vor dem Aus
  • SPD Krefeld nominiert einstimmig : Stella Rütten soll neue Parteivorsitzende werden

SPANIER-OPPERMANN: Ja. Mit Britta Oellers und Marc Blondin von der CDU habe ich mich sehr gut verstanden. Bei Krefelder Themen haben wir zusammen gearbeitet. Das ging über kurze Wege.

Sie kamen 2012 erstmals in den Landtag. Wie lange braucht man, um sich als Neuling zurechtzufinden?

SPANIER-OPPERMANN: Ich war praktisch Quereinsteigerin. Hatte zuvor kaum Politik gemacht. Aber ich hatte berufliche Erfahrung und schon einen Betriebsrat gegründet. Das war eine fruchtbare Grundlage. Nach einem halben Jahr fand ich mich auch im Landtag gut zurecht.

Sie waren neben Ihren politischen Schwerpunkten Bildung und Digitales auch mal Wolfsbeauftragte Ihrer Fraktion.

SPANIER-OPPERMANN: Ja, zeitweise. Ich las mich in die Problematik ein und besuchte betroffene Schäfer. Wir müssen die Wölfe beobachten und die Schäfer schützen. Die Wölfe einfach abzuschießen ist aber keine Option. Ich war übrigens auch mal Bienenbeauftragte. Es ist in der Politik Konsens, dass der Erhalt der Natur unsere wichtigste Aufgabe ist.

Gibt es darüber hinaus eine politische Grundposition, der Sie verbunden bleiben?

SPANIER-OPPERMANN: Die Menschen erleben Politik hautnah in ihrer Kommune. Da, wo sie leben, müssen wir dafür sorgen, dass alles funktioniert. Daher kämpfe ich für einen Schuldenschnitt für die Kommunen, damit diese wieder Luft bekommen und handlungsfähig werden. Sozialpolitik muss zudem die Maßnahmen flankieren, um die Gesellschaft in der Balance zu halten und Risse zu vermeiden.

Die Fragen stellte Ernst Müller