1. Kempen Tönisvorst

Kehner Junggesellen Vorst

Schützenkönig – Wie der Opa, so der Enkel : Familientradition lebt nach 75 Jahren wieder auf

Beim Vorster Schützen- und Heimatfest der Kehner Junggesellen im Mai gibt es eine Besonderheit: Genau vor 75 Jahren saß der Opa des aktuellen Königs auf dem Schützenthron.

Für die Kehner Junggesellen laufen die Vorbereitungen für das Schützenfest vom 1.-8. Mai 2023 auf Hochtouren. Der im März gekrönte 1. Vorsitzende und König Henrik Gentges lässt mit seiner Regentschaft eine Familientradition wieder aufleben: Vor 75 Jahren, im Jahr 1948, saß sein Großvater Johannes als König der Kehner Junggesellen auf dem Thron – beim ersten Schützenfest in Vorst nach dem zweiten Weltkrieg.

Die Archive der Kehner Junggesellen und dem Verein verbundenen Familien sind gut gepflegt und ermöglichen einen spannenden Blick in die Vergangenheit. Wie sah das Schützenfest vor 75 Jahren aus?

Kehner Junggesellen: Das Königspaar 2023 Henrik Gentges und Anna Dimitriadis
Kehner Junggesellen: Das Königspaar 2023 Henrik Gentges und Anna Dimitriadis Foto: Kehner Junggesellen Vorst

Anders als im Jahr 2023, in welchem sich König Henrik bereits Anfang Februar per Gewehrschuss auf den traditionellen Holzvogel zum König schoss, fiel das Vogelschießen früher traditionell auf den Weißen Sonntag, den ersten Sonntag nach Ostern und Tag der Erstkommunion. Am 4. April 1948 zogen die Kehner Junggesellen zur Schießrute. Das Königssilber wurde dabei nicht vom letzten König Wilhelm Kaiser getragen, da dieser im Krieg gefallen war, sondern stellvertretend vom damaligen Vorsitzenden Johannes Heyer.

Allerdings wurde der Vogel nicht traditionsgemäß geschossen, sondern geputzt, da die britische Militärverwaltung den Gebrauch und das Tragen von Waffen so kurz nach dem Krieg verboten hatte. Für das Putzen wurde ein Vogel mit Kreide auf eine Tafel gemalt. Jeder Kandidat durfte dann mit verbundenen Augen an die Tafel treten und versuchen, den Vogel restlos wegzuwischen. Nach vielen Unterbrechungen, um die Lebenszeit des Vogels noch etwas zu verlängern, gelang Johannes Gentges der letzte Wisch, und der erste König nach dem Krieg war gefunden.

Damals wie heute gilt, dass der neue König direkt im Anschluss im Dorf verkündet werden muss, sodass der Meldereiter ins Dorf ritt um der Königsmutter sowie dem Pfarrer die zu berichten.

Beim eigentlichen Schützenfest musste wegen der hohen Inflation viel improvisiert werden; denn die D-Mark war noch nicht eingeführt. Viele Besorgungen für das Fest mussten mit Naturalien oder Gefälligkeiten „bezahlt“ werden. Eine Woche vor dem Fest stand am 7. Mai 1948 das Maibaumsetzen auf dem Programm. Am Folgetag fand dann das traditionelle Kirmesansagen statt, um die Bewohner des Kehns auf die kommende Kirmes hinzuweisen. Bei bestem Wetter zogen König, seine Minister, Hauptmann und der „Bott“ (Bote) von Hof zu Hof und genossen die Gastfreundschaft der Kehner Familien, welche damals wie heute reichlich Speisen und Getränke für die besonderen Gäste servieren.

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Unverändert von damals zu heute ist die am Sonntagmorgen anstehende Gotthardusprozession zur Verehrung des namensgebenden Pfarrpatron Godehard.

Entgegen der heutigen Regelung war der große Umzug mit Parade zu der damaligen Zeit am Montag. Wieder waren viele Besucher von nah und fern in Vorst erschienen, um die Kirmes zu feiern. Auch wenn das einzige Karussell über Nacht spurlos verschwunden war, feierte man bei bestem Kander-Wetter ausgelassen. Mit der Parade zu Ehren des Königs Johannes Gentges und seiner Königin Marianne Stabelmann fand das Fest in „Kaermes Voorsch“ seinen glanzvollen Höhepunkt.

Seinen Abschluss fand das Schützenfest von 1948 am Dienstag mit einem Galaball, welcher in 2023 bereits am Samstagabend im Festzelt gefeiert wird. Nach verschiedenen Terminen über den Tag verteilt, wurde abends mit den Hofdamen noch einmal das Schützenfest abschließend gefeiert, bevor das Kirmesmännchen verbrannt wurde.

75 Jahre später freuen sich die Kehner Junggesellen darauf, ein hoffentlich sonniges und gut besuchtes Fest zu feiern. Am 30. April 2023 findet mit dem Tanz in den Mai die erste Zeltveranstaltung statt. Am Folgetag, dem 1. Mai, richten die Schützen einen großen Mairitt mit über dreißig Kaltblutpferden und dem großen Maibaumsetzen auf dem Marktplatz aus. Für Freunde des Voorscher Platt auch immer eine Gelegenheit, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Heinz-Josef Köhler, bei ein paar Worten zur Ansprache auf dem Markt zu lauschen.