1. Kempen Tönisvorst

Berufskunde ganz praktisch

Berufskunde ganz praktisch : Schüler lernen wie Azubis

Neue Ideen sind gefragt, Jugendliche an Berufe heranzuführen und dem Mangel an Auszubildenden abzuhelfen. In St. Tönis gibt es dazu ein pfiffiges Beispiel. Unterstützt von der Agentur für Arbeit Krefeld.

Eigentlich hat Friseurmeister Marc Zeiffer montags Ruhetag. Doch in seinem Salon am Ostring in St. Tönis herrscht montags junges Leben. Schüler der Grefrather Sekundarschule an der Dorenburg und der Gesamtschule Tönisvorst erhalten hier praktischen Einblick in das Friseurhandwerk. Als offiziellen Teil des Schulunterrichts. 

„Wir haben sogenannte Profilkurse eingerichtet“, erklärt Christian Rütten, Leiter der Grefrather Schule. Das sind Arbeitsgemeinschaften, in denen die Schüler mit der Berufswelt bekannt gemacht werden. Nicht in theoretischer Weise, sondern ganz praktisch unter Anleitung von Fachleuten aus der Wirtschaft. Die Agentur für Arbeit Krefeld unterstützt diese Art der Berufsfindung und vermittelt auch Kontakte zwischen Schulen und Arbeitgebern.

Hintergrund ist ein doppeltes Interesse. Die Schulen möchten ihre Schüler anschaulich beraten, welche Berufe für sie infrage kommen. Die Firmen wiederum suchen händeringend nach Auszubildenden. Junge Leute sind knapp geworden auf dem Arbeitsmarkt. Da lassen sich immer  mehr Arbeitgeber pfiffige Formen der Ansprache einfallen. 

So auch Friseurmeister Marc Zeiffer. Obgleich er selber noch kein Nachwuchsproblem hat. Im letzten Jahr hat der Friseur aus Leidenschaft noch sieben Azubis betreut, im Moment beschäftigt er immer noch vier. „Wir gestalten unsere Ausbildung anders als vielfach üblich“, erklärt Zeiffer. Seine Azubis brauchen nicht zu putzen, ihre Übungsstunden liegen nicht abends, sondern während der Arbeitszeit und sie dürfen unter Aufsicht früh am Kunden arbeiten.

Auch bei den Schülern, die immer montags kommen, setzt Zeiffer auf Initiative. Eine Schülerin hat sich bereit erklärt, sich die Haare färben zu lassen. Die Mitschüler, vom Meister unterrichtet und angeleitet, tragen fachmännisch die Farbe auf. „Wir vermitteln die Kenntnisse eines ersten Lehrjahres“, unterstreicht Zeiffer die Ernsthaftigkeit des Schulpraktikums. Die Gruppe der Schüler, die maximal 12 Personen umfassen kann, ist denn auch mit Eifer bei der Sache. Das ist Schule mal ganz anders.

Unterstützt wird Marc Zeiffer von den Herstellerfirmen seiner Pflegeprodukte. So übernimmt die Firma L´ oreal die Materialkosten des Unterrichts. Denn auch die Hersteller und die Fachverbände des Handwerks sind interessiert, engagierten Nachwuchs zu erhalten. Dafür muss man heute investieren.