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Schlosstheater Moers zeigt „Diener zweier Herren“​

Schlosstheater Moers zeigt „Diener zweier Herren“ : Komik-Sport voll verspiegelt

Eines der bestgebauten Stücke der Theaterliteratur feiert am kommenden Donnerstag Premiere im Schlosstheater Moers: Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ - in einem der bestgebauten Bühnenbilder und inszeniert vom Hausherrn.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei - von wegen, da trennt sich allenfalls die Spreu vom Weizen. Hat Ulrich Greb so natürlich nicht gesagt, aber das große Rollenwechselverwirrspiel hat er schon mit Absicht abgesetzt von den närrischen Tagen - obwohl es gut hineingepasst hätte. Jetzt platzt die lustige Problemvervielfachung in die Fastenzeit. Und in eine Gegenwart, in der einem nicht unbedingt zum Lachen zumute ist.

Aber lustig ist eh sehr relativ. Truffaldino, der titelgebende Diener zweier Herren, ist ja quasi ein Minijobber, der von einem Herren eben nicht leben kann und sich deshalb einen zweiten sucht. „Ihn treibt existenzielle Not“, so Ulrich Greb, „er hungert und will was zu essen haben, das ganze Stück hindurch ...“

Wenn heutzutage Herren z. B. Zahlen oder Berichte einholen, dann lassen sie sich nicht schlicht etwas mitteilen, sondern dann wird ihnen etwas „gespiegelt“. Und weil sich im Stück mit jedem gelösten Problem doppelt so viele neue ergeben, ist auch der Bühnenkasten, den Birgit Angele entworfen hat, oben und unten verspiegelt, wird also Matthias Heße als Truffaldino zum Diener von zwei, vier, acht ... Herren.

Und Damen natürlich auch, denn zur Sehnsucht nach einem gefüllten Magen kommt auch die nach der großen Liebe - die Truffaldino mit seinen Herren teilt, was das Ganze nicht leichter macht, zumal Joanne Gläsel als Pantalone, Lena Entezami als Beatrice (die sich wiederum als ihr Bruder verkleidet) und als Silvio, Verlobter der von Leonardo Lukanow (wenn er nicht Florindo ist) verkörperten Clarice, sowie Ludwig Michael als Gastwirt Brighella und Doppeldienerin Smeraldina eben (Geschlechter-)Rollen tauschen, was das Zeug hält. „Man soll das Stück gar nicht verstehen“, lacht Ulrich Greb, als Dramaturgin Sina Corsél versucht, wenigstens in groben Umrissen die Handlung zu skizzieren ...

Das Spiegel-Sandwich ist natürlich eher symbolisch als naturalistisch, kommt aber der Straßentheater- bzw. Commedia-dell’arte-Tradition, in der das Stück wurzelt, sehr nahe. „Die hatten damals nur drei mal vier Meter große Bühnen, mit denen sie dann vor 3.000 Leuten auf den Marktplätzen gespielt haben“, erzählt Greb, der sich für das Stück mit Sina Corsel tief in historische Theaterpraktiken eingearbeitet hat. Zum Beispiel auch in die, dass die Darsteller damals, um auf sich aufmerksam zu machen, nicht aufgetreten, sondern auf den Bühnenkasten gesprungen sind. Das müssen sie, aus der Kriechkeller-Unterbühne kommend, auch im Schloss. Zwei Trampolins geben Hilfestellung. Mit dem aufrechten Gang ist es insgesamt nicht so weit her, der ist nur innerhalb der ersten 50 Zentimeter des Bühnenraums möglich, am Ausgang zur Hinterbühne (die via Lichteffekt auch mitspielt) sind’s gerade noch 80 Zentimeter zwischen Spiegelboden und Spiegeldecke. Auch die Biegsamkeit oder besser Verbiegung der Darsteller wird übrigens noch vervielfacht; sie tragen unterm Kostüm noch „Morph-Suites“, wo sich etwa die Arme meterweit herausstrecken - und verbiegen - lassen. Damit niemandem aus dem Ensemble beim Aufspringen und gezielten Stürzen etwas passiert, liegen vorne Matten und sind an den drei übrigen Seiten Gummibänder gespannt - und hat das Ensemble eine Übungsstunde mit den „Fliegenden Hombergern“ absolviert. Es geht eben wieder aufs Ganze im Schlosstheater Moers!

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„Der Diener zweier Herren“, Lustspiel von Carlo Goldoni, Premiere am 22. Februar, weitere Aufführungen und Tickets unter 02841 8834110 oder www.schlosstheater-moers.de