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100 Jahre Bauverein Rheinhausen: Füreinander und Miteinander

100 Jahre Bauverein Rheinhausen : Füreinander und Miteinander

100 Jahre Bauverein Rheinhausen: An solch eine positive Entwicklung hat der Gemeindelandmesser Franz Boshof wohl bei allem Optimismus nicht gedacht, als er am 3. August 1919 gemeinsam mit 14 weiteren engagierten Herren den „Gemeinnütziger Spar- und Bauverein eG mit beschränkter Haftung Hochemmerich“ aus der Taufe gehoben hat.

Rheinhausen. 100 Jahre später bewirtschaftet die Bauverein Rheinhausen eG rund 3.250 Wohneinheiten, 90 Gewerbeeinheiten und beschäftigt 45 Mitarbeiter. Der aktuelle Mitgliederbestand beläuft sich auf die stolze Zahl von ca. 5.500. Bis hierhin war es ein weiter Weg und so darf dieses Jubiläum um so mehr gefeiert werden. Zunächst aber werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte der Genossenschaft.

 Gemeindelandmesser Franz Boshof (1873 - 1925)
Gemeindelandmesser Franz Boshof (1873 - 1925) Foto: NVM/Bauverein Rheinhausen

Franz Boshofs Idee war es, den weniger betuchten Einwohnern der damaligen Bürgermeisterei Hochemmerich preiswerten- und gut ausgestatteten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Das setzte nicht nur die Beschaffung von geeigneten Baugrundstücken-, sondern vor allem von Baugeld voraus. Mit dem ersten Aufsichtsratsvorsitzenden Emil Bosbach wählte die inzwischen auf 150 Mitglieder gewachsene Genossenschaft im November 1919 einen Mann an ihre Spitze, der in allen Bevölkerungskreisen und selbst bei seinen politischen Gegnern größtes Vertrauen und Ansehen genoss. Bosbach erwies sich als kluger Verhandlungspartner gegenüber der Gemeinde und -den Geldinstituten, der zwischenzeitlich zum Vorstandsvorsitzenden gewählte Franz Boshof verfügte über eine Menge Fachwissen, mithin vom Bauen und den damit verbundenen Vorarbeiten. Beiden hat die Genossenschaft viel zu verdanken und ist ihnen bis heute zu großem Dank verpflichtet.

Bis zu Beginn der 1930er Jahre konnte eine Reihe von Bauvorhaben, die erheblich zur Stabilität der Genossenschaft beigetragen haben, realisiert werden. Die dann einsetzende Weltwirtschaftskrise traf die Gemeinschaft erheblich und erst als sich die Konjunktur nach 1933 erholte konnte auch die Bautätigkeit wieder aufgenommen werden. Der Mitgliederbestand war inzwischen auf die Zahl von 785 gewachsen, bis 1942 entstanden insgesamt 348 Häuser mit 1.274 Wohnungen.

 Verwaltungsgebäude vom Bauverein Rheinhausen an der Krefelder Straße 83 im Jahr 1940.
Verwaltungsgebäude vom Bauverein Rheinhausen an der Krefelder Straße 83 im Jahr 1940. Foto: NVM/Bauverein

Der Zweite Weltkrieg unterbrach die erfolgreiche Entwicklung der Genossenschaft erneut. Bei Kriegsende lagen viele Häuser sprichwörtlich in „Schutt und Asche“, die meisten Wohnungen waren gar nicht mehr- oder kaum noch bewohnbar. So waren die Jahre danach überwiegend der Instandsetzung und dem Wiederaufbau gewidmet.

Nach der Währungsreform wurden vom Staat erhebliche Finanzierungshilfen zur Schaffung von Wohnraum für die dringend benötigten Arbeitskräfte in Bergbau und Industrie zur Verfügung gestellt und die einsetzende rege Bautätigkeit hatte auch Einfluss auf die Mitgliederbewegung: Bereits 1950 gehörten der Genossenschaft 2.036 Mitglieder an, bis Ende der 1960er Jahre hatte sich diese Zahl auf 4.299 fast verdoppelt. Als größte Bauvorhaben aus dieser Zeit seien hier nur die Bebauung in Bergheim zwischen Flutweg und Auf dem Berg mit rund 500 Wohnungen sowie die Maßnahme Uhlandstraße/Stormstraße mit 243 Wohnungen (Bild unten) genannt. Möglich waren diese beachtlichen Bauleistungen vor allem deshalb, weil die leitenden Köpfe der Genossenschaft eine vorausschauende Grundstückspolitik betrieben hatten.

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Zu Beginn der 1970er Jahre sorgten steigende Baukosten und stagnierende Mieten für einen deutlichen Rückgang im Wohnungsbau. Trotz dieser erschwerten Rahmenbedingungen nahm im Stadtteil Hochemmerich ein Vorzeigeobjekt des Bauvereins Gestalt an: Die Errichtung von 58 Altenwohnungen und einer Altentagesstätte im Emil-Bosbach-Haus.

Galt das Hauptaugenmerk in den Folgejahren der Instandhaltung und Modernisierung, so wurde ab den 90iger Jahren wieder kräftig gebaut. Es entstanden 40 Wohnungen an der Behringstraße, zur Jahrtausendwende konnten 32 Wohneinheiten an der Gustav-Mahler-Straße übergeben werden. Ein zukunftsweisendes Neubauprojekt mit 41 als besonders energieeffizient ausgewiesenen Wohnungen entstand an der Krefelder Straße 161–169. Und das „jüngste Kind“ des Bauvereins, der Wohnpark Bergheim mit insgesamt 128 Wohnungen, ist inzwischen komplett bezogen.

So ist aus der Idee von Franz Boshof eine feste Institution für den Stadtbezirk geworden, ein verlässlicher Partner für seine Mieter und Mitglieder und ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor für die Bauindustrie und heimischen Handwerksbetriebe.