1. Krefeld

Erinnerungsstücke aus dunklen Zeiten

Ausstellung in Villa Merländer : Erinnerungsstücke aus dunklen Zeiten

Historische Objekte aus privater Hand vermitteln einen Eindruck vom Krefelder Alltag in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg.

„Sehr viele Krefelder haben sich gemeldet“, freut sich Sandra Franz. 2019 hatte die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle in der Villa Merländer die Bürger aufgerufen, Familienobjekte aus dem Zweiten Weltkrieg bei ihr abzugeben. Daraus wollte sie zusammen mit ihrem Mitarbeiter Fabian Schmitz eine Ausstellung konzipieren.

Diese ist nun fertig. „Wir stellen rund 30 Objekte aus“, verweist sie auf die Ausstellungsräume in der Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße 42. Ganz unterschiedliche Erinnerungsstücke aus NS-Zeit, Krieg und Gefangenschaft sind zusammengekommen.

In einer Vitrine lagert ein brauner Koffer, kreativ gestaltet und sauber verarbeitet. „Den hat ein deutscher Kriegsgefangener in Russland gefertigt“, erläutert Sandra Franz. Ebenso die Schachfiguren, die beiliegen. Seine Nachkommen haben die guten Stücke der NS-Dokustätte überlassen. 

In einem anderen Schaukasten sind handschriftliche Briefe aufbewahrt, die der christliche Teil einer Familie an die jüdischen Verwandten ins Konzentrationslager Theresienstadt geschrieben hat. „Sogar Päckchen konnten ins KZ verschickt werden“, erläutert Franz die historischen Hintergründe. Die Ausbeutung und Ermordung der Insassen wurde dadurch aber nicht aufgehalten. 

Kinder hatten Bilder gemalt, wie Hitlerjungen Brot für soziale Zwecke sammelten. Eine Urkunde mit Hitler-Foto beglaubigt den Eintritt eines Mädchens in den Bund deutscher Mädel. Für die Jungs wurden martialische Broschüren gedruckt über die militärischen Eroberungen im Krieg. Eine Reisepass weist ein übergroßes rotes „J“ auf, diskriminierendes und schließlich tödliches Erkennungszeichen für „Jude“.

„Die Objekte vermitteln ein breites Bild des Alltags in der NS-Zeit“, erklärt Fabian Schmitz, der sich sogar durch die Kriegstagebücher zweier Kinder gelesen hat. „Darin taucht vieles von der NS-Propaganda über die angeblichen Kriegsursachen auf, dass nämlich Deutschland von außen bedroht werde“, gibt er einen Einblick.

Rund 40 Prozent der abgegebenen Objekte sind Schenkungen. Den größeren Rest haben die Erben der meist verstorbenen ursprünglichen Besitzer der Doku-Stelle als Dauerleihgabe überlassen. Sie lagern bis auf die nun ausgestellten Exemplare im Krefelder Stadtarchiv.

Die neue Ausstellung unter dem Titel „Geschichte in Objekten“ wird am 17. August um 19 Uhr eröffnet und bleibt bis zum 10. Oktober zu sehen. Eigens für die Ausstellung hat das Haus die Öffnungszeiten erweitert. Sie liegen dann mittwochs von 9 - 14 Uhr, donnerstags von 15 - 17.30 Uhr und sonntags von 13 - 17 Uhr. 

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Öffentliche Führungen sind am 22. August, 5. und 10. September jeweils um 14 Uhr und am 30. September um 19 Uhr. Für Gruppen sind Einzelführungen möglich.

Der Eintritt ist frei. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen ist eine Voranmeldung unter folgender Mail nötig: ns-doku@krefeld.de