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Uraufführung „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ im Schlosstheater Moers: Es geht auch um die Wurst

Uraufführung „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ im Schlosstheater Moers : Es geht auch um die Wurst

Extrem durchgeknallt, spielwütig, kein Musical, aber viel Musik und Südseeträume - man könnte denken, „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ ist nur ein Riesenquatsch, aber es steckt viel mehr drin, nur dass es nicht mit dieser Hochkulturattitüde daherkommt.

Nach längerer Zeit gibt es am Schlosstheater wieder eine Uraufführung. Und dann auch noch von dem: „Den meisten wohl als Querulant bekannt“ sei Rosa von Praunheim, rutscht es Dramaturgin Viola Köster raus, manche erinnern sich vielleicht noch daran, dass er Hape Kerkeling öffentlich geoutet hat. Jedenfalls ist Rosa von Praunheim ein bedeutender Vorreiter der Homosexuellenbewegung und ebenso bedeutender Filmemacher, der verlässlich lustige Ideen hat. Als er vor Jahren beim „perfekten Promi-Dinner“ mitmachte, setzte er den versammelten Soap-Sternchen Kuheuter vor ...

Jetzt hat er einen „anarchischen“ Text rausgehauen, wie Viola Köster sagt, kein Feuilleton, kein Diskurstext, darüber hätten sie sich alle beim Schlosstheater gefreut. „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“, das sind die Freundinnen Zarah Chi Chi (Matthias Heße) und Karina (Emily Klinge), und die haben’s immer wieder mit der „ewigen Stammkundin“ Frau Müller (Roman Mucha) zu tun, die regelmäßig Wolfstatzen oder Räuberschinken bestellt, die die beiden Fleischereiangestellten aber auch mehr und mehr zu dem verführt, wovon man eben so träumt: Banküberfalle, Südseereisen ...

„Extrem durchgeknallt“, freut sich Regisseur Damian Popp, der erstmals am Schlosstheater inszeniert. Vordergründig geht’s voll aufs Triviale, „wir werden jedes Klischee bedienen“, doch unwillkürlich geht’s immer weiter in die Tiefe, nach hinten, wo das Fleisch zerlegt wird und die großen Themen warten, Herr und Knecht und König Kunde, die Abgründe der Fleischproduktion, die Angst vorm Tod ...

Noch ohne Schweinchentheke, das Bühnenbild ist noch in der Mache: Emily Klinge, Roman Mucha und Matthias Heße auf der Probe für „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“.
Noch ohne Schweinchentheke, das Bühnenbild ist noch in der Mache: Emily Klinge, Roman Mucha und Matthias Heße auf der Probe für „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“. Foto: Viola Köster

Die Hälfte wird dabei über Musik erzählt, weil Zahra Chi Chi und Karina Operettenfans sind und weil’s bei „21 Lovesongs“ schon so gut funktioniert hat. „Sehr flirrig, sehr zitathaft“ sei die Musik, sagt Jonas Schilling, der sie komponiert hat, dabei folge sie keinem Stil: „Von Schuhplattler über Schlager bis Tekkno“ ist alles dabei, „es darf geklatscht werden auf der Eins und der Drei ...“

Dass sich das Stück keineswegs über einen Berufsstand lustig macht, sei noch erwähnt, im Gegenteil: Im Vorfeld wurde recherchiert und mit mehreren vom Fach gesprochen, eine Repelener Metzgerei wird ihren Betriebsausflug ins Schlosstheater machen.

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„Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ (Uraufführung); Premiere am 14. Oktober (ausverkauft); weitere Termine: Donnerstag, 20. Oktober, Freitag, 21. Oktober, Dienstag, 20. Dezember, und an Silvester, jeweils 19.30 Uhr im Schloss; Karten: 02841 8834110,
www.schlosstheater-moers.de