1. Moers Niederrhein

Eine App für viele Sprachen

Eine App für viele Sprachen

Viele Menschen, viele Herkunftsländer, viele Sprachen - die aktuelle Flüchtlingssituation bringt die Städte und Kommunen in Nordrhein-Westfalen an ihre Kapazitätsgrenzen.

Neben der Frage der Unterbringung gibt es viele Herausforderungen im Alltag, vor denen Flüchtlinge und Helferinnen und Helfer stehen. Oftmals ist eine der größten Hürden die Sprache. Das gilt auch für Kamp-Lintfort. Flüchtlinge suchen in Arztpraxen Hilfe, haben Fragen in Apotheken oder müssen sich bei Behörden melden. "Die Flüchtlinge in Kamp-Lintfort sprechen mehr als 20 Sprachen. Da reichen gute Englisch- oder Französisch-Kenntnisse zur Verständigung oftmals trotzdem nicht aus", erläutert Sozialdezernent Dr. Christoph Müllmann.

Abhilfe zu schaffen, verspricht eine Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal. Stadt und Hochschule haben bereits in der Vergangenheit in zahlreichen Projekten erfolgreich zusammengearbeitet. In Kooperation mit dem Sozialamt konzipieren Studierende des Faches Medien- und Informationsinformatik unter der Leitung von Prof. Thomas Richter eine Datenbank, die am Computer oder als App vom Smartphone aufgerufen werden kann. Basis soll eine Liste mit mehrsprachigen Bürgerinnen und Bürgern sein, die sich auch kurzfristig für eine schnelle telefonische Übersetzung zur Verfügung stellen. Schulen, Behörden oder Ärzte sollen die benötigten Sprachen aufrufen können und angezeigt bekommen, wer gerade als Dolmetscherin oder Dolmetscher zur Verfügung steht. Damit die freiwilligen Übersetzerinnen und Übersetzer nicht übermäßig beansprucht werden, können sie die Tage und Zeiten festlegen, in denen sie erreichbar sind.

"Wir setzen die Datenbank technisch so auf, dass die Ansprechpartner wechselnd angezeigt werden. So erscheint nicht automatisch immer zuerst der Kontakt mit den ersten Buchstaben im Alphabet", erläutert Prof. Richter. Warum seine Studierenden und er sich engagieren? "Die aktuelle Flüchtlingssituation geht uns alle an. Wenn unsere Entwicklungen dazu beitragen können, das Miteinander im Alltag zu erleichtern, ist das der beste Nutzen wissenschaftlicher Forschung", so Richter. Für den Datenschutz ist auch gesorgt. Diese Liste wird nur ausgewählten Organisationen wie Schulen, Kindergärten und Ämtern sowie Arztpraxen und Apotheken zur Verfügung gestellt.

(Niederrhein Verlag GmbH)