Vereine vor dem Ende

Deutschland ist ein Vereinsland! Diese landläufige Ansicht aus den 50er und 60er Jahren trifft heute auf immer weniger Fakten.

So gab es 2014 geschätzt zwar rund 600.000 Vereine in der Bundesrepublik, doch während sich vor 25 Jahren noch 62 Prozent der Bundesbürger als Vereinsmitglieder bekannten, waren das im vergangen Jahr nur noch etwa 44 Prozent.

Eine Vereinsmitgliedschaft wird zunehmend als Störung der persönlichen Freizeit empfunden. Der Vorsitzende des Duisburger Stadtsportbundes, Franz Hering: „Das Ehrenamt hat immer größere Schwierigkeiten neue Leute zu finden, denn viele Menschen haben in ihrem Beruf schon zu viel Stress. Da will man sich einen solchen nicht auch noch in der Freizeit antun!“ Und gerade solche Fachleute werden immer häufiger gebraucht, denn auch die rechtlichen Vorschriften werden immer strikter, erläutert Franz Hering: „Selbst kleine Vereine brauchen heute einen Steuerberater, doch wer kann dies denn überhaupt?“ So rät der Stadtsportbund immer mehr Vereinen zu Fusionen und Kooperationen, um die Vereinsaufgaben erfüllen zu können. „Nur so lässt sich die zunehmende Mutlosigkeit besonderes in kleineren Vereinen angehen. Neue, attraktive Vereine auch unter Einbeziehung von Trendsportarten müssen sich bilden:

So ist man derzeit zum Beispiel beim Vfb Ruhrort Laar und Laar 21 oder beim Turnerbund Rheinhausen und dem OSC in Gesprächen. Solcherlei Fusionen sind jedoch nicht immer das Mittel der Wahl, wie der Vorsitzende des Männergesangvereines „Sängerkreis 1858 Buchholz“, Wolfgang Faeser betont. „Unser Durchschnittsalter im Verein ist derzeit um die 78 Jahre.“ Da werde es schon schwierig, manchmal die Konzert-Orte zu erreichen, erläutert der Vorsitzende.

Falls man sich mit anderen Vereinen rund um Buchholz zusammentun würde, müsste man auch gemeinsame Probentermine haben: „So mobil sind aber viele unserer Mitglieder nicht mehr!“ Und neue Sänger direkt in Buchholz kann man kaum rekrutieren, weshalb der Sängerkreis am 6. Dezember, 17 Uhr mit gerade mal 25 Sängern in der Jesus-Christuskirche, Arlberger Straße 10 sein Advents- und Weihnachtskonzert bestreitet. Vor gut zehn Jahren brachte man zu ähnlichen Gelegenheiten noch 40 Sänger auf die Bühne.

So ist selbst das aktive Vereinsleben akut gefährdet, denn ab einer bestimmten Sängeranzahl kann man einfach nicht mehr alle Stimmen besetzen.

(Niederrhein Verlag GmbH)