1. Krefeld

Polizei rüstet gegen illegales Glücksspiel auf

Polizei stetig auf der Hut : Glücksspiele in der Unterwelt

Die Krefelder Polizei hat ihren Einsatz gegen illegales Glücksspiel verstärkt und professionalisiert. Denn offenbar gibt es auch in der Seidenstadt eine entsprechende Unterwelt.

„Die Szene muss damit rechnen, dass wir sieben Tage in der Woche und rund um die Uhr bei ihr auftauchen können“, droht der Leiter der Polizeiwache Süd Marcus Holla den illegalen Glücksspielern in Krefeld an. Denn die Krefelder Polizei hat in diesem Kriminalitätsbereich mächtig aufgerüstet.

Dass dies keine leeren Worte sind, musste eine Runde Karten- und Würfelspieler erfahren, die nicht weniger als 668.000 Euro Einsätze auf dem Tisch liegen hatte. Auch über 90 illegale Glücksspielautomaten hat die Polizei innerhalb des Jahres bereits aus Krefelder Bars und Hinterzimmern herausgeholt und beschlagnahmt. Hochgerechnet an den üblichen Einsätzen und Gewinnen ist diese Zahl an Automaten für rund 11 Millionen Euro pro Jahr gut.

Bislang schien das illegale Glücksspiel in der Seidenstadt kein großes Thema zu sein. Doch im Rahmen des „Präsenzkonzeptes Innenstadt“ hat die Krefelder Polizei eine spezielle Eingreifgruppe aus Kripo und Streifenbeamten inklusive IT-Fachleuten gebildet, die obendrein noch mit Stadtverwaltung und Zoll zusammenarbeiten. Seit die Spezialisten genau hinschauen und gründlich kontrollieren, tat sich ein Abgrund an Unterwelt auf.

Das liegt wohl auch an den attraktiven „Erlösen“ des illegalen Glücksspiels. Der Leiter des zuständigen Kriminalkommissariats Heinz Siemes rechnet vor: während ein legales Glücksspielgerät im Monat auf vielleicht 2800 Euro Gewinn kommt, erzielt ein illegales Gerät rund 10.000 Euro im Monat. Bei den illegalen Pokerrunden sind noch ganz andere Summen im Spiel. Am Niederrhein und im Ruhrgebiet gebe es regelrechte Spieltage, zu denen die Spieler zusammentreffen. In einem ansonsten leeren Krefelder Hotelzimmer entdeckten die Polizisten eine Möblierung mit Pokertischen.

Illegale Glücksspielgeräte sind als solche nicht sofort erkennbar. Sie laufen häufig unter der Firmierung „Fun games“ bzw. „keine Auszahlung“; deuten also auf ein harmloses Freizeitvergnügen hin. In Wahrheit aber notiert der Spieler sehr genau seine Punktzahl und lässt sie vom Betreiber beglaubigen. „Die Auszahlung in echtem Geld erfolgt dann meist an einem anderen Ort“, erklärt Marcus Holla. Bei Razzien schauen die Polizisten besonders nach diesen Notierungen. Zudem beschlagnahmen sie auch Handys, deren Kontaktdaten von IT-Spezialisten ausgewertet werden.

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Nicht selten ergibt sich auch ein Beifang, wenn eine Glücksspielrunde hochgenommen wird. Falschgeld, Steuervergehen, Verstöße gegen das Ausländerrecht und anderes hängt häufig mit illegalem Glücksspiel zusamen. Denn die Summen, die in Pokerrunden verzockt werden, stammen meist nicht aus bürgerlicher beruflicher Arbeit.