1. Krefeld

Affenmama in drei Stunden

Affenmama in drei Stunden

Am Freitag stellte der Krefelder Zoo das fünf Wochen alte Orang Utan-Baby "Hujan" vor. Tierpflegerin Eva Ravagni zieht das Jungtier per Hand auf. Wie sich seitdem ihr Alltag verändert hat? Das erfahren Sie hier.

Es war eine Entscheidung über Leben und Tod. Kurz nach der Geburt verschlechterte sich der Zustand von Orang Utan-Weibchen Sungai und ihrem Sohn. Zootierärztin Anna Grewer griff ein. Aber nach der Narkose verlor "Sungai" plötzlich das Interesse an ihrem stark dehydrierten Nachwuchs. Jetzt musste eine schnelle Lösung her. Und so fasste sich Tierpflegerin Eva Ravigni ein Herz, entschloss sich dazu, das Menschenaffen-Baby per Hand aufzuziehen.

Seit mittlerweile vier Wochen lebt "Hujan" (dies bedeutet Regen) bei und mit seiner Pflegemutter. "Innerhalb von drei Stunden ist sie Affenmama geworden", sagt Zoosprecherin Petra Schwinn augenzwinkernd und lobt den Einsatz von Ravagni, die in ihrem Alltag nun große Einschränkungen machen muss. "Hujan ist eigentlich immer bei mir. Nachts schläft er auf meinem Arm oder im Körbchen neben mir", berichtet sie.

Die Einkäufe erledigen ihre Eltern, die meiste Arbeit im Zoo wird von den Kollegen übernommen. Eva Ravagni ist nahezu ausschließlich für den doch schon recht aufgeweckten "Hujan", der momentan noch bis zu 18 Stunden täglich schläft und ansonsten immer sehr hungrig ist, da.

Apropos Hunger: Der 2600 Gramm schwere Orang Utan-Junge erhält derzeit noch handelsübliche Babynahrung aus dem Drogeriemarkt. "Ab dem dritten Monat werde ich es mit Babybrei versuchen, später dann folgen Obst und Gemüse.

Eine große Hilfe waren für Eva Ravagni übrigens die Erfahrungswerte der beiden ehemaligen Tierpfleger Christine Osswald und Klaus Reymer, die 1993 "Lea" per Hand aufzogen. "Lea" ist die Mutter von "Sungai", also "Hujans" Großmutter.
Bis zum achten, neunten Lebensmonat wird der Orang-Utan-Nachwuchs bei Eva Ravigni aufwachsen. Der tägliche Besuch im Menschenaffenhaus ist programmiert. "Wir hoffen sehr, dass "Sungai" wieder Interesse für ihren Sohn entwickelt. Die anderen Tiere haben "Hujan" schon registriert und sind neugierig."

Petra Schwinn weist darauf hin, dass es bei Handaufzuchten wichtig sei, "dass die Tiere lernen, dass sie Tiere sind". Heißt also: So gut es "Hujan" derzeit auch bei Eva Ravagni hat, seine Zukunft liegt bei seinen Artgenossen im Krefelder Zoo...