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Analyse: HTC: Bitterer Abstieg in Zweite Liga

Analyse : HTC: Bitterer Abstieg in Zweite Liga

Mit nur drei Punkten aus neun Spielen muss der HTC Blau-Weiß Krefeld den bitteren Gang in die Zweite Tennis-Bundesliga antreten. Eine Analyse.

Der 12. August, 19.27 Uhr: Es war der Moment, in dem Federico Gaio und Stefano Travaglia ihr Doppel gegen die Konkurrenten aus Rosenheim verloren. Der Endstand lautete 3:3. Der Abstieg des HTC Blau-Weiß Krefeld war besiegelt. Als letztes verbliebenes Gründungsmitglied von 1972 verabschiedet sich nun auch der traditionsreiche Stadtwaldclub aus der höchsten deutschen Spielklasse. Allen Verantwortlichen um Teamchef Hajo Ploenes war die Trauer anzusehen. Was folgte, wirkt vielleicht eher ungewöhnlich, passt jedoch genau zur Mentalität an der Hüttenallee: Bis in den späten Abend tanzten Fans, Betreuer und Mannschaft den Frust weg. Fast schon trotzig bestätigten sich alle darin, im kommenden Jahr den direkten Wiederaufstieg angehen zu wollen. Es wäre ein perfekter Zeitpunkt, feiert der HTC Blau-Weiß 2023 doch sein 100-jähriges Bestehen.

Doch woran lag es, dass die Krefelder in der nun zurückliegenden Saison den Kürzeren zogen? Die Gründe sind vielschichtig. Wie auch schon 2021 plagten den Stadtwaldclub zwischenzeitlich arge Personalnöte. Gleich fünf Spieler meldeten sich Mitte der Spielzeit nahezu parallel mit Verletzungen ab. Andere wiederum sagten wegen Turnierverpflichtungen ab. Und nicht alle Profis, die dann noch zur Verfügung standen, riefen immer ihre Bestform ab. Ein Beispiel dafür ist Andrea Arnaboldi, der in Mannheim dem 18-jährigen Max Rehberg in dessen erstem Bundesligaspiel unterlag - mit 1:6 im zweiten Satz. Eine Niederlage, die so nicht passieren darf und die Krefelder Verantwortlichen entsprechend verärgerte. Auch im „Kellerduell“ in Ludwigshafen enttäuschten die Blau-Weißen, lagen bereits nach den Einzeln hoffnungslos mit 0:4 hinten.

Aber es gab auch Duelle, die tatsächlich mehr als unglücklich verliefen. So wie der Saisonauftakt gegen den Gladbacher HTC, als Blau-Weiß gleich drei Match-Tie-Breaks verlor. Auch in Neuss, wo die Gäste mit 3:1 in Führung lagen, reichte es nur zu einem Unentschieden. Und dies, obwohl das Duo Travaglia/Gaio im ersten Doppel mit 6:1 und 4.1 in Front lag. Insgesamt zu wenig, um die Klasse zu halten.

In den kommenden zwei Wochen wollen sich die Verantwortlichen zusammensetzen, klären, wie das Unterfangen Wiederaufstieg zu realisieren ist. Fest steht: Günstiger wird es nicht in der Zweiten Liga, wo sechs Einzel und drei Doppel gespielt werden. Stets zwei Spieler müssen folglich mehr finanziert werden.

Übrigens: Im Moment der Abstiegstrauer hielt die Blau-Weiß-Familie zusammen. Mehr als 40 Anhänger unterstützten das Team auch im letzten, unbedeutenden Auswärtsspiel beim TC Bredeney (Endstand 2:4), sorgten dort für eine fantastische Stimmung. Und die beiden Stammspieler Travaglia und Gaio legten noch einen drauf. Sie machten den HTC-Machern eine „Liebeserklärung“, kündigten an, auch künftig nur für Krefeld aufschlagen zu wollen. Schöne Momente am Ende einer tristen Saison.