1. Moers Niederrhein

Platz für 48.000 Kartons

Platz für 48.000 Kartons

Die Johanneskirche in Moers-Meerbeck war 50 Jahre lang ein Ort für Gottesdienste und Gemeindeleben — bis sich die Gemeinde aus Kostengründen von ihr trennen musste.

Nun wird das im Januar 2015 entwidmete Gebäude zum größten Archivmagazin der rheinischen Kirche umgebaut. Rund 1,35 Millionen Euro kostet das Bauprojekt, das bis spätestens Herbst 2016 fertig sein soll. "Ein Neubau wäre einfacher gewesen", sagt Gudrun Gotthardt, stellvertretende Leiterin der Abteilung Finanzen. Dennoch war es der Landeskirche ein besonderes Anliegen, das neue Archivmagazin in einer ehemaligen Kirche einzurichten: "Das ist zum einen der Gedanke der Nachhaltigkeit, ein bestehendes Gebäude neu zu nutzen", erklärt Gotthardt. "Zum anderen müssen viele Gemeinden aus Kostengründen ihre Kirchen aufgeben und uns war es wichtig, wenigstens einer Gemeinde symbolisch zu helfen." So habe man intensiv nach einer baulich geeigneten Kirche im Umkreis des Hauptarchivs im Düsseldorfer Landeskirchenamt gesucht. Die Wahl fiel schließlich auf die Johanneskirche im schnell erreichbaren Moers-Meerbeck

Bis im ehemaligen Kirchenraum, der eine Nutzfläche von 1.200 Quadratmetern hat, Akten gelagert werden können, müssen noch zwei zwölf Meter hohe Wände eingezogen werden. "Außerdem brauchen wir eine Heiz- und Lüftungsanlage, die die Raumtemperatur auf optimale 16 Grad bringt und die Luftfeuchtigkeit nicht über 50 Prozent steigen lässt", sagt Bettina Kaiser, Architektin im Dezernat Bauen und Liegenschaften des Landeskirchenamts.
Vier Etagen mit Regalen — insgesamt etwa 8.000 Regalmeter — sind geplant, sie bieten Platz für 48.000 Archivkartons. Damit wird das Archivmagazin in der Johanneskirche zum größten Archiv der rheinischen Kirche. Es gibt außerdem noch eine Außenstelle mit 1500 Regalmetern in Boppard, in der Akten aus dem südlichen Gebiet der rheinischen Kirche gelagert werden, sowie die Hauptstelle mit 7.000 Regalmetern, die bereits komplett befüllt sind.

Das neue Archivmagazin ist für die nächsten 30 Jahre ausgelegt und wird nach dem Umzug im Herbst zunächst zu etwa 25 Prozent ausgelastet sein. "Gelagert wird dort Schriftgut aus dem 19. und 20 Jahrhundert", erklärt Dr. Stefan Flesch, Direktor des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Darunter seien Akten verschiedener kirchlicher Institutionen und Einrichtungen sowie Verwaltungsakten aus dem Landeskirchenamt — alles aber Schriftgut, das nicht häufig eingesehen wird. "Es ist geplant, das Archiv nur einmal pro Woche anzufahren", sagt Flesch.

Auch wenn sich im Inneren der Johanneskirche alles verändert, von Außen bleibt sie unangetastet: Der Glockenturm bleibt erhalten, auch die charakteristischen Buntglasfenster bleiben weiterhin sichtbar — und werden zudem noch von Innen beleuchtet.