Kurzweilig und prägnant
Rheinhausen Altkanzler Helmut Schmidt ist kürzlich verstorben. In Erinnerung an den großen Staatsmann hat der Rheinhauser Historiker Dr. Ulrich Schnakenberg jüngst ein Buch herausgebracht, welches wichtige Ereignisse während der Regierungszeit Schmidts in knapp 90 zeitgenössischen Karikaturen des deutsch-niederländischen Karikaturisten Fritz Behrendt nachzeichnet.
Das handliche, im DIN A5-Querformat erschienene, 216 Seiten starke, Buch thematisiert politische Schlaglichter während der Schmidt´schen Regierungszeit (1974–1982), kommentiert diese aktuell und bettet sie in den historischen Rahmen, der zu Beginn des Buches durch einen einleitenden Essay „Die Ära Schmidt“ von Prof. Manfred Görtemaker (Universität Potsdam) aufgespannt wird.
Angefangen bei der Regierungsübernahme durch die sozial-liberale Koalition (1969), in der Helmut Schmidt zunächst als Verteidigungsminister amtierte, später (1972) dann zum „Superminister“ für Wirtschaft und Finanzen ernannt wurde und schließlich 1974 die Kanzlerschaft übernahm, bis zum Bruch der Schmidt-Genscher Koalition (1982), finden sich zentrale Ereignisse aus dieser Zeitspanne kommentiert und eben mit den damaligen Karikaturen von Fritz Behrendt illustriert: Ölpreis- und Weltwirtschaftskrise, Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition, Rücktritt Willy Brandts, Anschlag auf die Olympischen Sommerspiele in München, RAF-Terror, Wahlsiege der SPD, deutsche Teilung , Angst vor dem Atomtod, Aufrüstung und Nachrüstung, Friedens- und Umweltbewegung und Zerfall der Schmidt-Genscher Koalition, finden sich unter anderem wieder.
So gelingt eine kurzweilige politische Zeitreise mit knapp gefassten, wissenschaftlich fundierten Erläuterungen und anschaulich-treffenden Karikaturen. Abschließend wird das beeindruckende und erschütternde Leben des „politischen Journalisten mit Zeichenstift“, Fritz Behrendt, gebührend beleuchtet (1925–2008) und mit Zeichnungen seiner selbst illustriert. Behrendts Biographie spiegelt die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert: Die Erfahrung von Krieg und Gewalt, die Zweiteilung des Kontinents in Ost und West, in Diktatur und Demokratie. Behrendt wurde insbesondere durch seine Arbeit für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in Deutschland bekannt.
Das Buch ist nicht nur was für politisch-historisch Interessierte oder Schmidt-Fans, sondern auch für Verehrer der Zeichenkunst eines großen Karikaturisten, der politisches Weltgeschehen gekonnt wusste in ein Bild zu fassen.
