1. Moers Niederrhein

Über 1000 Dinslakener kommen auf dem Neutorplatz zusammen: Gemeinsam gegen den Hass

Über 1000 Dinslakener kommen auf dem Neutorplatz zusammen : Gemeinsam gegen den Hass

Was für ein schönes Bild. Proppenvoll ist er, der Neutorplatz. Weit über 1000 Menschen sind zusammengekommen, um ein friedliches Zeichen zu setzen, um gemeinsam für ein verständnisvolles Miteinander der Kulturen zu werben.

Sie haben Kerzen und Lichter mitgebracht. Die Stimmung auf dem Platz ist geprägt von Zuversicht und einer nahezu trotzigen Haltung, sich von Pegida und dem Hass der gewaltbereiten Salafisten nicht auseinander dividieren zu lassen. Dinslaken wehrt sich mit Bedacht und Einigkeit gegen das Zerrbild der Islamistenhochburg. Die wohl passendsten Worte des Abends findet Gülsum Yigit vom Integrationsrat. "Der Islam bedeutet Friede, Toleranz und Barmherzigkeit." Es mache ihr Hoffnung, wenn sie die vielen Menschen hier versammelt sehe. Gerade vor dem Hintergrund, dass woanders 25.000 Menschen gegen ihre Religion demonstrieren würden. Doch Gülsum Yigit mahnt auch: "Es reicht nicht, hier heute Abend zu stehen. Wir müssen Schulter an Schulter im Alltag stehen. Auch die Arbeit im Stillen ist wichtig. Geht aufeinander zu, baut die Mauern im Kopf ab." Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Dinslaken hat ein Zeichen gesetzt. Daran gilt es nun anzuknüpfen. Die Zeit der Beteuerungen und des Wegschauens muss vorbei sein. Es braucht offene, klare Worte. Und noch viel mehr: klare Taten des gelebten Miteinanders — komplett unabhängig von Glaube, Herkunft und Religion.

Dinslakens Integrationsbeauftragter Burkhan Cetinkaya schaute zufrieden ins weite Rund, schaute auf die weit über 1000 Menschen, die vor der Neutor-Galerie zusammengekommen waren und sprach das aus, was wohl viele an diesem Abend fühlten: "Ich bin stolz, dass so viele Menschen hier sind."Cetinkaya sprach als erstes von der kleinen Bühne zu den Menschen. Er lebe zwar als Muslim in dieser Stadt, aber heute fühle er sich als auch als Christ und als Jude. Dinslaken dürfe es nicht zulassen, dass Extremisten die Schlagzeilen beherrschen.

Ein Punkt, den auch Bürgermeister Dr. Michael Heidinger aufgriff. Er gab zu, dass an vielen Stellen Fehler gemacht wurden. "Es stimmt, wir haben es nicht rechtzeitig erkannt, dass junge Menschen sich radikalisiert haben und von Dinslaken aus in den Dschihad gezogen sind." Gleichzeitig weist er den Vorwurf, dass Dinslaken untätig sei, weit zurück. "Wir haben unsere Präventionsmaßnahmen massiv verstärkt, kooperieren eng mit den Sicherheitsbehörden und haben den Dinslakener Appell ins Leben gerufen", so der Bürgermeister, der das Etikett der "Salafisten-Hochburg Dinslaken" nicht gelten lassen will. Schließlich seien 99,9 Prozent der Dinslakener friedliebende Menschen.

Said Chengafe, Imam der Arrahma-Moschee und Gülsum Yigit zogen ein Zitat aus dem Koran heran, das Mut spenden und gleichzeitig den Radikalen den Spiegel vorhalten soll: "Wenn einer einen Menschen tötet, so soll es sein, als habe er die gesamte Menschheit getötet. Und wenn einer einen Menschen rettet, so soll es sein, als habe er die gesamte Menschheit gerettet."
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es noch ein weiteres, gemeinsames Zeichen: Rainer Hoffmann von der jüdischen Gemeinde, Superintendent Friedhelm Waldhausen, Pastor Bartholomäus Kalscheur und Imam Said Chengafe beteten gemeinsam, religions- und konfessionsübergreifend und im Schein von hunderten Kerzen gemeinsam für den Frieden. Mit diesem schönen und eindrucksvollen Bild im Kopf gingen die Menschen ihrer Wege...

(Niederrhein Verlag GmbH)