1. Krefeld

Was Krefeld so sympathisch werden ließ

Später Aufstieg zur Großstadt : Was Krefeld so sympathisch machte

In wenigen Jahrzehnten wuchs Krefeld als kleine Textilmanufakturstadt zur industriellen Großstadt heran. Eine Krefelder Wissenschaftlerin untersuchte diese Epoche und machte erstaunliche Entdeckungen.

„Nach Abschluss meiner Arbeit schätze ich die Stadt Krefeld noch mehr als zuvor“, bekennt Dr. Stefanie van de Kerkhof. Denn die Professorin für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Mannheim hat die Entwicklung Krefelds von einer kleinen Stadt des Textilhandwerks bis zur industriellen Großstadt erforscht und dabei sympathische Entdeckungen gemacht:

„In der Stadt entstanden keine Elendsquartiere und Mietskasernen wie in anderen Industriestädten“, rechnet die gebürtige Uerdingerin, die heute selbst in Krefeld wohnt, den damaligen Stadtplanern hoch an. Statt dessen wohnten Weber, Kaufleute, Fabrikanten und sonstige Berufsgruppen gemeinsam in durchmischten Wohnquartieren. Erst nach 1900 begannen die Fabrikanten, sich luxuriöse und abgelegenere Wohnsitze zuzulegen, da sie sich den Adel zum Vorbild nahmen.

Über die Wohnverhältnisse geben unter anderem die alten Adressbücher der Straßenzüge guten Aufschluss. Diese und weitere Unterlagen aus dem Mennonitenarchiv hatte der Magister Tristan Pfeil im Auftrage des Krefelder Stadtarchivs über zwei Jahre hin untersucht. Auf sein Datenmaterial konnte Professorin van de Kerkhof aufbauen und es ergänzen. Herausgekommen ist ein 230-seitiges Buch über „Krefeld auf dem Weg zur rheinischen Großstadt“.

Herausgeber ist das Krefelder Stadtarchiv. „Die Entwicklung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde bereits gut erforscht“, erläutert Archivdirektor Dr. Olaf Richter den wissenschaftlichen Zusammenhang, „aber von da bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriges 1914 tat sich eine Lücke auf.“ Diese hat nun Prof. van de Kerkhof mit ihrer Studie geschlossen.

„Krefeld ist erst verspätet zur Industriestadt aufgestiegen“, vergleicht van de Kerkhof die wirtschaftliche Entwicklung mit den viel früheren Industriezentren in England. Erst ab 1880 kamen zur Textilproduktion, die zunehmend auf industrielle Methoden umstellte, neue Zweige wie Chemie und Maschinenbau hinzu. Das blieb nicht ohne gravierende Folgen:

Hatte Krefeld im Jahre 1832 noch rund 15.000 Einwohner gezählt, waren es 1888 schon über 100.000. Allein von 1880 bis 1887 wuchs die Bevölkerung um nicht weniger als 20.000 Menschen an. „Zwischen 1870 und 1887 wurde Krefeld zur Großstadt“, resümiert die Autorin.

Der Wohlstand stieg. Was man auch am Geburtenüberschuss ablesen kann, der auf bessere Hygiene zurückging. Vor allem beteiligte die Industrie die breite Öffentlichkeit am Wohlstand, indem sie Schulen, Museen, Kirchen oder Freizeitparks mitfinanzierte. Auch dies ein sympathischer Zug der Krefelder.

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Und noch ein schöner Zug in Krefelds Entwicklung: Krefeld blieb stets die Stadt der seidenen Luxusgüter. Während in Mönchengladbach vornehmlich preisgünstigere Massenware hergestellt wurde, kam aus der Krefelder Tradition der textilen Manufakturen heraus hochwertige Qualität. „Das hat sich bis heute erhalten“, betont Prof. van de Kerkhof.

In ihrem Buch stellt sie viele einzelne Aspekte dar, wie z.B. Lohnentwicklung, Lebensstandard, Armenpflege, Krisen und die Sozialstruktur einzelner Straßen. Das Buch kostet 30 Euro und ist im Buchhandel sowie im Stadtarchiv erhältlich.