1. Krefeld

Krefelder Ex-Lehrer Dr. Wernsing sucht den Ursprung der Aufklärung und vermisst ihre: Pralles Leben in Licht und Lüge

Krefelder Ex-Lehrer Dr. Wernsing sucht den Ursprung der Aufklärung und vermisst ihre : Pralles Leben in Licht und Lüge

Krefeld. „Die Schüler lernen heute nur noch, Fragen zu beantworten“, bemängelt Dr. Armin Wernsing, „aber sie lernen nicht mehr, Fragen zu stellen.“ Der pensionierte Lehrer muss es wissen. Fast 40 Jahre hat der Philologe Französisch und Deutsch am MSM-Gymnasium in Fischeln unterrichtet.

In dieser Zeit hat sich viel verändert in der Schulpolitik, aber auch in der Gesellschaft. Diese ist stromlinienförmiger geworden, achtet auf wirtschaftliche Verwendbarkeit des Wissens. Ein Horror für den leidenschaftlichen Pädagogen, der seine Arbeit stets als Beitrag zur Selbstbestimmung verstanden hat.

So hat sich der Wissenschaftler, der nach wie vor Vorträge an Universitäten hält, an seinem Schreibtisch im heimatlichen Fischeln auf die Suche nach dem Ursprung der Selbstbestimmung begeben. Und landete im 18. Jahrhundert in seinem Lieblingsland Frankreich. „Dort begann die Aufklärung viel früher als in Deutschland“, merkt er an. Und sie kam sehr bunt daher: als Erfindung des Papiergelds mit entsprechenden Zusammenbrüchen großer Banken; in Person eines Dorfgeistlichen, der nicht an Gott glaubt und gegen die Kirche aufmuckt; oder auch als offizielle Erklärung der Menschenrechte. „Alles Themen, die uns heute noch berühren“, unterstreicht der Krefelder Forscher. Seine Fundsachen und Erkenntnisse hat er in ein Buch gefasst. Es heißt „Licht und Lüge“ und ist in diesen Tagen im renommierten Verlag Königshausen& Neumann erschienen. Es ist über 350 Seiten dick und kostet 48 Euro.

Was auffällt: das Buch ist flüssig geschrieben und versehen mit vielen zeitgenössischen Stichen, die der Autor umfassend erklärt. So erlebt der Leser das Erstaunen über die Entdeckung der Elektrizität auch optisch mit.

Wernsing entfaltet ein farbiges Panoptikum des 18. Jahrhunderts: wie das Volk lebt, wie der Adel regiert, was die Philosophen denken. Besonderes Augenmerk legt der bekennende Aufklärer auf die schreienden Widersprüche innerhalb der Aufklärungsbewegung. So schrieb der große Philosoph Jean Jaques Rousseau einen Erziehungsroman, der die autoritäre Pädagogik revolutionierte und heute als Urtyp der kindgerechten Erziehung gesehen wird. Derselbe Philosoph aber steckte seine eigenen Kinder ins Waisenhaus, da sie ihm lästig waren. „Licht und Lüge“ lagen eben eng beieinander, ebenso wie heute.

Man merkt dem Buch an, dass der Autor ein versierter Bücherschreiber ist. Schließlich hat Wernsing vor über 30 Jahren zusammen mit dem Krefelder Erwachsenenbildner Pierre Sommet das Französisch-Lehrbuch „Rendez vous“ herausgegeben. Es erzielte eine Auflage von über 200.000 Exemplaren und hat Generationen von Schülern beim Spracherwerb begleitet. Auch bei Wernsings neuem Buch hat Sommet, der gebürtige Franzose, wieder mitgewirkt.

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Bekümmert ist Dr. Wernsing, dass der Französich-Unterricht an deutschen Schulen im Rückgang begriffen ist. „Französisch gilt als schwer, Spanisch als leicht“, versucht er eine Erklärung und fügt lapidar hinzu: „beides ist aber ein Irrtum.“ Vielleicht ist sein neues Buch ein Beitrag, das Interesse am Nachbarland wieder zu beleben. Schließlich steht kein anderes Land dem modernen Deutschland näher.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)