1. Krefeld

Friedhof als besseres Hundeklo

Friedhof als besseres Hundeklo

Der alte Friedhof in Kempen ist ein Ort würdevollen Gedenkens. Doch werden seine Rasenflächen von Hundebesitzern zum Gassi-Gehen missbraucht.

Der alte Friedhof in Kempen ist ein Ort würdevollen Gedenkens. Doch werden seine Rasenflächen von Hundebesitzern zum Gassi-Gehen missbraucht.

Sie ist ja so verlockend, die schöne Rasenfläche. Gleich hinter dem Eingang an der Kerkener Straße liegt sie, sichtgeschützt durch die Friedhofsmauer. Frisches Gras, durchsetzt mit hübschen Bäumen, am Rand eine gemütliche Sitzbank. Da können manche Hundefreunde nicht widerstehen.

„Wir kommen ja nur zum Pipi-Machen“, sagt eine junge Dame abwehrend und schaut ihrem Vierbeiner nach, der sich gerade ein Bäumchen sucht. Sie selbst zündet sich für die Wartezeit eine Zigarette an. Dennoch scheint sie auf Ansprache etwas peinlich berührt zu sein. Denn natürlich weiß sie, dass der Rasen nur scheinbar Rasen ist; dass unter der eingeebneten Fläche die Gebeine von Verstorbenen ruhen. Es handelt sich um ein Gräberfeld, dessen Grabstellen abgelaufen sind.

Einige Gräber auf der Fläche sind auch noch intakt und werden gepflegt. Der Hund hat sich inzwischen erleichtert und kommt zurück. „Das wird hier geduldet“, behauptet die Besitzerin keck. Doch da ist sie im Irrtum. „Laut Paragraph 9 der Friedhofsordnung ist das Mitführen von Hunden verboten“, stellt Stadtsprecher Christoph Dellmanns klar, „ausgenommen sind nur Blindenhunde.“ So steht es auch auf dem grünen Warnschild, das der Bürgermeister am gegenüberliegenden Eingang hat aufstellen lassen. Darauf ist sogar vermerkt, dass die Rasenflächen nicht einmal betreten werden dürfen.

Das ist kein abstraktes Verbot, sondern eine Frage der Ethik. Pipi-machende und schnüffelnde Hunde auf dem Boden, in dem Menschen ihre letzte Ruhestätte fanden, sind eine Zumutung an die Sittlichkeit.

Das muss auch der Herr verspürt haben, dessen beide Hunde sich im Schutz der frühen Dunkelheit auf der gepflegten Grabreihe gegenüber der Rasenfläche tummeln. „Das tun die sonst nicht“, wehrt er ohne aufzublicken ab, „die sind mir davongelaufen.“ Aha.

So diskret sind die vier Damen nicht, die sich mit ihren Hunden am hellen Tag zum Training auf dem Friedhofsrasen treffen. Sie plaudern angeregt und lassen ihre Lieblinge Stöckchen apportieren. Wesentlich ruhiger geht es da bei der Frau zu, die auf dem Fahrrad gemächlich über den Friedhofsweg fährt. Ganz langsam fährt sie, damit ihr frei laufender Hund auch ausgiebig Gelegenheit nehmen kann, schnüffelnd über die Gräber zu laufen und vielleicht irgendwo sein Beinchen zu heben. Dabei lächelt Frauchen wohlwollend. Schließlich geht´s Fifi gut.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)