1. Krefeld

Bedrohung durch die 5. Gesamtschule: Eltern kämpfen um den Erhalt ihrer Realschule, die Ungewöhnliches bietet: „An dieser Schule hängt unser Herz“

Bedrohung durch die 5. Gesamtschule: Eltern kämpfen um den Erhalt ihrer Realschule, die Ungewöhnliches bietet : „An dieser Schule hängt unser Herz“

Viele Eltern freuen sich auf eine weitere Gesamtschule in Krefeld. Doch an der Realschule Fischeln organisiert sich ein massiver Widerstand.

"Du kannst mehr", hatte einst die Mathe-Lehrerin eindringlich zu Georg Ziermann gesagt. Und Recht behalten. Der Schüler der Freiherr-vom-Stein-Realschule überwand seinen "Hänger" und startete durch.

Heute ist Georg Ziermann stellvertretender Vorsitzender der Elternpflegschaft. Und kämpft für den Erhalt seiner alten Schule. "Denn diese Realschule ist eine ganz besondere", blickt der Vater dreier Kinder dankbar auf die damalige Förderung zurück.

Umso mehr schmerzt es ihn, dass sich die Schule in diesen Wochen bedroht fühlen muss. Und zwar durch die Elternbefragung zur 5. Krefelder Gesamtschule. Diese nämlich ist "standortoffen". Will sagen: keiner weiß, welche Schulen geschlossen werden, wenn eine 5. Gesamtschule errichtet werden sollte.

Heiße "Kandidaten" zur Schließung sind neben zwei Hauptschulen auch die Realschule Oppum und die Freiherr-vom-Stein-Schule in Fischeln. Die Oppumer Realschule hat bereits Zustimmung signalisiert.

Die Schulkonferenz der Freiherr-vom-Stein-Realschule hingegen lehnt eine mögliche Schließung vehement ab. "Wir möchten auch weiterhin unsere vielerorts gelobte Arbeit weiterführen", beschlossen Schulleitung, Schulpflegschaft, Schülervertretung und Lehrerrat unisono.

Die "vielerorts gelobte Arbeit" besteht in einer vorbildlichen Partnerschaft mit dem Industrieunternehmen Evonik, einer beeindruckenden Förderung der naturkundlichen und technischen Fächer sowie einer praxistauglichen Berufswahlorientierung in enger Zusammenarbeit mit ortsansässigen Firmen.

"Darüber hinaus unterhalten wir ein Angebot zum Erwerb des Französisch-Sprachdiploms und bilden sogar Schulsanitäter und Streitschlichter aus", zählt Schulpflegschaftsvorsitzender Thomas Krille stolz weitere Merkmale auf. Seine Befürchtung: Im Massenbetrieb einer Gesamtschule könnten diese Errungenschaften untergehen.

Deshalb rufen Krille und Ziermann zu einer Elterninitiative auf: "Sie wird noch im Laufe des März gegründet", bekräftigt Krille, selber ein begeisterter Ehemaliger: "Es ist kein Zufall, dass ich meine eigenen Kinder gerade auf dieser Schule angemeldet habe". Das gilt auch für Georg Ziermann: "Mein beide Ältesten sind so gut gefördert worden, dass sie in die Oberstufe wechseln konnten und ihr Abitur machen". Gerade deshalb sorgt er sich um seine 12-jährige Tochter, die die 6. Klasse besucht: "Was passiert, wenn die Gesamtschule kommt und die Realschule ausläuft", bekümmert er sich, "dann müssen sich unter einem Dach zwei Schultypen Räume, Lehrer und Lernmittel teilen." Kein attraktiver Ausblick.

Ob es zu diesem Szenario kommt, ist eher unwahrscheinlich. Denn bei der Auswahl der zu schließenden Realschule berücksichtigt die Verwaltung stets auch den Elternwillen. Und die Realschule Fischeln verzeichnet fürs neue Schuljahr über 100 Neuanmeldungen.

Dennoch: "Das Zeitfenster für Entscheidungen ist eng", bleibt Ziermann vorsichtig. Schließlich soll die Gesamtschule schon 2016 an den Start gehen. Da setzen sich die Eltern lieber frühzeitig für die Eigenständigkeit ihrer Schule ein, bevor es auf einmal zu spät sein könnte.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)