1. Krefeld

Doku über NS-Zeit: BBC auf Spurensuche in Krefeld

Doku über NS-Zeit : BBC auf Spurensuche in Krefeld

Ein TV-Team des britischen Senders BBC hat in der Krefelder NS-Dokumentationsstelle für eine Doku gedreht. Auch die Geschichte Krefelds zur NS-Zeit spielt dabei eine Rolle.

Der Produzent Richard Pearson kam mit Hilary Freeman, der Urenkelin des ehemaligen Krefelders Siegfried Baruch zu Besuch. Ihr Großvater wurde in Krefeld geboren.

Das TV-Team drehte in der Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße unter anderem Bilder in der Ausstellung, wie das große Bild von der alten Synagoge und das Synagogenfenster aus Linn. Der Historiker Burkhard Ostrowski, Mitarbeiter in der NS-Dokumentationsstelle, stellte dem Team und der Urenkelin unter anderem biografische Daten aus der Meldekartei zur Verfügung. Dabei erfuhr Freeman erstmals, dass sie aus einer Metzgersfamilie stammt.

Die Familie Baruch betrieb eine Fleischerei an der Hülser Straße 15. Das Geschäft gründeten Josef Kaufmann und seine Frau Emilie. Wie so viele waren die Kaufmanns in der prosperierenden Großstadt Krefeld Zugezogene. Hier baute die jüdische Familie das Haus mit zwei Ladenlokalen im Erdgeschoss. Nachdem ihr Sohn Siegfried im Ersten Weltkrieg getötet wurde, sollte Tochter Hedwig einen Fleischer heiraten, um den Betrieb fortzuführen. Es fand sich Eduard Baruch aus einer Metzgersfamilie in Köln. Die Metzgerei konnten sie jedoch letztlich nicht in Betrieb halten.

Das Ehepaar bekam 1920 einen einzigen Sohn, Siegfried. Wegen der zunehmenden Repressalien gegen Juden floh Siegfried Baruch aus Krefeld und lebte seit 1939 als Sidney Brook in England. Im August ging er nach London, im Oktober starb seine Mutter. Sie hat ein Grab in Krefeld auf dem Neuen Jüdischen Friedhof, das der Sohn erst nach dem Krieg besuchen konnte. Der Vater Eduard Baruch hat kein Grab. Er wurde im Dezember 1941 nach Riga deportiert und dort aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet.

Hilary Freeman konnte keine Familienfotos mitbringen. Die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld an der Friedrich-Ebert-Straße 42 ist deshalb an Vorkriegsfotos der Straßenflucht an der Hülser Straße 15 interessiert. Nach den Baruchs übernahm Kaisers Kaffee das Geschäft. Da die Dokumentation erst in einem Jahr gesendet wird, besteht die Möglichkeit, die Fotos dort noch einzubauen.

Die NS-Dokumentationsstelle ist unter Telefon 02151 503553 (AB) sowie per E-Mail ingrid.schupetta@krefeld.de erreichbar. Die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld ist eine Institution des Kulturbüros der Stadt Krefeld.