1. Krefeld

Bohrende Frage: Warum beginnt Weihnachten schon im August?

Bohrende Frage: Warum beginnt Weihnachten schon im August?

Wie jedes Jahr schlagen frisch aus dem Sommerurlaub zurückgekehrte Krefelder die Hände über dem Kopf zusammen: Warum wird in einigen Läden jetzt schon Weihnachtsgebäck verkauft? Schließlich sind die Feiertage noch eine gefühlte Ewigkeit entfernt.

Es gibt aber einen guten Grund, warum sich Weihnachten schon im August ankündigt.

Für lokale wie internationale Unternehmen birgt das Weihnachtsgeschäft ein Umsatzpotenzial in Milliardenhöhe. Deshalb erfordert die wirtschaftlich wichtigste Zeit im Jahr eine Menge Vorbereitung: Personal muss aufgestockt, Vertriebswege müssen geprüft und Lieferengpässen muss vorgebeugt werden. Eine frühzeitige Liquiditätsplanung ist genauso unabdingbar wie ein gut durchdachter Plan B, damit die Festtage wie geplant über die Bühne gehen können. An dem Phänomen, dass bereits kurz nach den Sommerferien Spekulatius, Vanillekipferl und Zimtsterne in den Ladenregalen weihnachtliche Vorfreude wecken, sind über 60 deutsche Unternehmen beteiligt. Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie spricht hier vom "Herbstsortiment", Schokoladenweihnachtsmänner werden dagegen erst in den Wintermonaten angeboten, damit sie in der Wärme nicht schmelzen. Die Hersteller begründen die vorzeitige Auslieferung ihrer Waren mit der steigenden Nachfrage, sobald die Temperaturen umzuschlagen beginnen. Und tatsächlich: Viele Lebensmittelgeschäfte berichten davon, dass sich Kunden bereits Ende August nach Lebkuchen und Co. erkundigen.

Ebenso übereifrig zeigen sich die Organisatoren der Weihnachtsmärke: In NRW und anderen Teilen Deutschlands beginnt die Lokalverwaltung schon im Sommer mit der Suche nach Teilnehmern und Veranstaltern. Der 4. "Besondere Weihnachtsmarkt" in der Innenstadt Krefelds auf dem Platz der Alten Kirche wird dieses Jahr übrigens am 9. Dezember stattfinden. Wie zuvor kann man mit Wohltätigkeitsaktionen zahlreicher gemeinnütziger Gruppen sowie einem musikalischen und kulturellen Bühnenprogramm rechnen. Ein weiterer Aspekt: Für manch einen kann es mit der Weihnachtszeit gar nicht früh genug losgehen. Anderen hingegen steht bereits beim bloßen Gedanken an die Festtage der kalte Schweiß auf der Stirn. Das ewige Dilemma: Ratlosigkeit und Stress beim Geschenkekauf kurz vor Heiligabend. Nicht umsonst fangen viele schon im Laufe des Jahres damit an, sich nach geeigneten Präsenten umzuschauen. Das nennt man "antizyklisch einkaufen" und bietet vor allem einen Vorteil: Die meisten Waren sind besonders dann günstig zu haben, wenn die Nachfrage gering ist. Zudem erfordern vor allem Event- und Erlebnisgeschenke wie Varieté-Dinner und Fallschirmspringen eine Menge Terminplanung und vorherige Recherche bei entsprechenden Anbietern. Dazu ein kleiner Tipp: Den Liebsten immer aufmerksam zuhören, denn sie verraten oft ganz unaufgefordert und beiläufig, über was sie sich am meisten freuen würden. Wer jetzt immer noch kein Verständnis für das verfrühte Weihnachten hat, dem genügt vielleicht diese Rechtfertigung: Selbst Knecht Ruprecht höchstpersönlich benötigt eine großzügige Vorbereitungszeit! Weihnachtsmänner aus aller Welt (inklusive Deutschland) trafen sich vor kurzem auf dem 60. Santa-Kongress in Kopenhagen, diskutierten über ihren Beruf und veranstalteten eine Parade — bei sommerlichen Temperaturen und in voller Montur. Bildrechte: Flickr We are the gingerbread guys poppet with a camera CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten