1. Krefeld

Deutsche Geschichte ohne Worte

Deutsche Geschichte ohne Worte

Ein ungewöhnliches Schauspiel hat im Krefelder Stadttheater Premiere: „Das Ballhaus“ führt durch ein Jahrhundert, die Darsteller aber bleiben stumm.

„Das war eine extrem harte Arbeit“, stöhnt Frank Matthus, Regisseur des neuen Schauspiels „Das Ballhaus“. Denn das Stück wird von den Schauspielern getanzt. Sie sprechen keinen Text, an dem sich die Probearbeit orientieren könnte.

Dabei zieht an den Zuschauern immerhin die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts vorbei. „Das Ballhaus“ setzt in den 20er Jahren ein, streift Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg, die junge Bundesrepublik, die 68-er Bewegung, die Wiedervereinigung und mündet schließlich in der Gegenwart. Schauplatz ist stets ein und derselbe Tanzsaal, in dem die Menschen in allen Epochen sich vergnügen.

„Jeder der Schauspieler schlüpft dafür in zehn verschiedene Kostüme“, berichtet Kostümbildnerin Yvonne Forster. Da das ganze Ensemble auf der Bühne steht, hatte sie im Vorfeld tüchtig Arbeit. Die Kostüme sind realistisch den Moden der verschiedenen Zeiten nachgebildet. Am schwierigsten war der Anpassung der Schuhe: „Schließlich müssen die Schauspieler darin tanzen können.“

Für die Tanznummern ist Choreograph Ralph Frey zuständig. Er musste mit den Schauspielern manche alte Gesellschaftstänze aus den 20er und 30er Jahren einüben, die heute nicht mehr üblich sind. Dabei bleibt es aber nicht: „Jede Figur bringt ihre eigene Charakteristik ein“. Denn schließlich handelt es sich nicht um Ballett, sondern um Schauspiel, wenn auch ein pantomimisches.

Regisseur Frank Matthus oblag es, die Einsätze der vielen Figuren präzise zu koordinieren. Denn im Tanzgewühl spielen sich viele menschliche Geschichten ab, die die große politische Geschichte spiegeln.

Und dann musste das Ganze noch exakt auf die Live-Musik abgestimmt werden. Diese bringt der musikalische Leiter Jochen Kilian ein.

Frank Matthus hat schon große fetzige Produktionen am Stadttheater übernommen: „Black Rider“ beispielsweise. Aber „Das Ballhaus“ erwies sich mit seinen zahlreichen Abstimmungen und Mehrfachrollen, mit seinem auf Präzision getrimmten Rhythmus sowie seiner Sprachlosigkeit als Herkulesaufgabe.

Umso schöner, dass ihn das Ergebnis sehr zufrieden stellt. „Es ist gelungen“, freut er sich. Das Krefelder Publikum kann sich davon ab Samstag überzeugen. Um 19.30 Uhr ist Premiere.

(StadtSpiegel)