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Rat soll den Weg für Gewerbe auf der Mercatorinsel freimachen: Sorge um die schöne Aussicht

Rat soll den Weg für Gewerbe auf der Mercatorinsel freimachen : Sorge um die schöne Aussicht

Der Rat der Stadt Duisburg soll in seiner heutigen Sondersitzung nicht nur das DOC durchwinken, sondern auch die Pläne von 2008 für die Mercatorinsel aufheben. Damit soll Platz gemacht werden für "eine größere gewerbliche Ansiedlung", die zurzeit mit Duisport verhandelt wird.

Die Ruhrorter CDU begrüßt das. Viele Bürger dagegen sehen statt Rheinorange und der Huntsman-Schlote schon gewaltige Lagerhallen vor ihrem inneren Auge.

Duisport selbst hüllt sich weiterhin in Schweigen, die Beschlussvorlage bleibt vage: im "östlichen Teilbereich" die geplante Ansiedlung, angeblich ein Logistikunternehmen aus der Automobilbranche, und dann "kann" außerdem noch ein zweiter Steiger für die Flusskreuzfahrtschiffe gebaut werden, außerdem soll es auf der Spitze der Insel, die nicht bebaut werden darf, eine "anspruchsvolle Grünanlage" rund um das "Echo des Poseidon" herum geben. Und tatsächlich soll dann auch noch der Bau einer Fußgängerbrücke zur Mercatorinsel im Bereich Hafenmund/Vinckekanal geprüft werden. Erstmal wird aber ein Teilbereich der Fläche für die Vormontage der Teilbrücken über Ruhr und Hafenkanal des OB-Lehr-Brückenzuges in Beschlag genommen.

"Eine Neuansiedlung verspricht Arbeitsplätze und Wachstum in der Region", schreibt der CDU-Ortsverband Ruhrort. Gefordert wird, dass der zusätzliche Zu- und Abfluss an Verkehr in den Stoßzeiten berücksichtigt wird, und ansonsten: "Die Eigentümer dieser Flächen sind bei Einhaltung von Baurecht und Ordnung voll zu unterstützen." Möglicherweise weiß der Ortsverbandsvorsitzende Michael Büttgenbach hinsichtlich der geplanten Ansiedlung schon etwas mehr; er schreibt jedenfalls von "sauberem umweltfreundlichem und zukunftweisendem Gewerbe" und: "Herr Staake beweist mit der Neuansiedlung auf der Mercartorinsel hier wieder einmal Weitsicht und Sinn für den Strukturwandel."

Die Ruhrorterin Susanne Franzen findet es "empörend, dass man hier versucht, dies so 'geräuschlos' wie möglich über die Bühne zu bringen", vorab sei die Bürgerschaft nicht über die neuen Planungen auf der Mercatorinsel informiert gewesen.

Zusammen mit ihrer Nachbarin Nicole Reichel hat Franzen einen Brief an die Ratsfraktionen und einzelne Ratsmitglieder geschrieben, der auch Stadt-Panorama vorliegt. "Es kann doch auch nicht sein, dass nur aufgrund klammer Kassen die Ziele überholt sein sollen", das Ziel von 2008 nämlich, "eine ansprechende Gestaltung der Freifläche des Rheinportals Mercatorinsel". Auch die Beschlussvorlage stellt fest, dass die neuen Planungen "hinter den Ergebnissen des Wettbewerbs und der städtebaulichen Zielsetzung aus dem Jahr 2008 zurück" bleiben. Für die Umsetzung und Sicherung der aktuellen Planungen sei kein Bebauungsplan mehr nötig, der Park wie auch die Gewerbeansiedlung könnten "gemäß Baugesetzbuch hinreichend gesteuert" werden. Was dann wohl heißt: freie Fahrt für Duisports Pläne.

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Nicole Reichel und Susanne Franzen sehen jedenfalls schwarz für den weiteren Ausbau des Tourismus: "Wer will schon von Bord eines Kreuzfahrtschiffes gehen und quasi direkt vor eine Hallenwand laufen ... Ganz zu schweigen von der Aussicht, die die Ruhrorter Bürger und Gäste dann demnächst genießen können, wenn sie beim Hübi ihr Feierabendbierchen trinken bzw. auf der Hafenpromenade spazieren."

(Niederrhein Verlag GmbH)