1. Moers Niederrhein

Besteuerung von Hilfsgütern in Bosnien: Helfende Hand stellt Hilfstransporte ein

Besteuerung von Hilfsgütern in Bosnien : Helfende Hand stellt Hilfstransporte ein

23 Jahre lang fuhren die Mitglieder der „Helfenden Hand“ tonnenweise Hilfsgüter nach Bosnien. Nun werden die Hilfstransporte eingestellt. Der Grund: die willkürliche Besteuerung der Güter an der bosnischen Grenze. Der Verein will sich aber an anderer Stelle weiterhin engagieren.

Das Thema Steuern kommt erstmals im Mai 2018 auf. Als der Verein mit dem 54. Hilfstransport an der Grenze steht, werden dort 865 Euro für Möbel verlangt, die für Familien in den Dörfern Bravsko und Kapljuh bestimmt sind. Zudem wären 130 Euro für einen Transport in 2016 fällig, erklärt man den verdutzten Vereinsmitgliedern. „Stundenlange Verhandlungen an der Grenze führten zu keinem Ergebnis“, so Jürgen Falk, 1. Vereinsvorsitzender, „es hieß zahlen oder umkehren!“ Umkehren war für die Helfertruppe vom Niederrhein keine Option, schließlich wussten sie, wie dringend die Hilfsgüter benötigt werden. Doch die Angelegenheit will geklärt werden: In Bihac spricht man ohne Erfolg beim Sozialministerium vor, auch von Deutschland aus, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Versteuerung der Hilfsgüter zu vermeiden. „Monatelange Verhandlungen und Anfragen an die Politik zwecks Hilfestellung brachten uns ebenfalls nicht weiter. Unter anderem ist das Auswärtige Amt in Berlin, die bosnische Botschaft in Berlin sowie die deutsche Botschaft in Sarajevo um Vermittlung gebeten worden. Hier verweist man auf die Gesetze eines autarken Staates, die zu akzeptieren wären“, erzählt Falk, der schon zu diesem Zeitpunkt über das Aufhören nachdenkt.

Der endgültige Entschluss fällt schließlich mit dem 55. Hilfstransport im Dezember 2018: An der Grenze sollte erstmalig Mehl mit 50 Cent pro Kilo besteuert werden - der Verein zahlt nicht und lädt 600 Kilo Mehl ab, um zumindest die restlichen Güter ein letztes Mal nach Bihac bringen zu können. „Dieser Willkür der bosnischen Regierung können und wollen wir uns jetzt aber nicht mehr aussetzen“, macht Falk klar, der ein Weitermachen auch nicht vor den Spendern verantworten könnte: „Unser Dank richtet sich an alle, die unsere Hilfstransporte möglich gemacht haben. Jedoch ist die Transparenz, die unseren Verein seit Jahrzehnten so erfolgreich macht, bei einer willkürlichen Besteuerung nicht mehr gegeben.“ Besonders trifft ihn, dass die Leidtragenden nun diejenigen sind, die ohnehin schon so viel Leid tragen: „Wir hatten immer das Gefühl , dass die Menschen dankbar sind und sich über unsere Unterstützung freuen.“

Zusammenarbeit mit der Rumänienhilfe

Komplett aufhören will die Helfende Hand jedoch nicht, sie bringt ihr Know How jetzt anderenorts ein: „Wir wollen weiter Menschen in Not unterstützen und arbeiten nun mit der Rumänienhilfe Moers-Meerbeck zusammen. Zu einem Hilfstransport, der mittlerweile unterwegs nach Sacueni in Westrumänien ist, konnten wir bereits 400 Hilfspakete beisteuern.“