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Klimafreundliches Mobilitätskonzept: Der Radfahrer muss auf die Straße

Klimafreundliches Mobilitätskonzept : Der Radfahrer muss auf die Straße

Am Montagabend wurde das Klimafreundliche Mobilitätskonzept im Sport- und Freizeitpark Klingerhuf vorgestellt. Nachdem die Vluyner bereits vergangene Woche diskutierten, wurden nun schwerpunktmäßig die Maßnahmen für den Stadtteil Neukirchen besprochen.

CO2- Emissionen reduzieren - das ist das Oberziel des Klimafreundlichen Mobilitätskonzeptes, das Verkehrsplaner Hans-Rainer Runge im Auftrag der Stadt Neukirchen-Vluyn entworfen hat. Ein Arbeitskreis aus Vertretern aus Politik und Interessensverbänden sowie die Bürger*innen, die an den Umfragen teilnahmen, lieferten die Bausteine.

Zusammengekommen sind 84 Maßnahmen, deren Umsetzung in erster Linie dazu dienen soll, die Bürgerinnen und Bürger zu motivieren, aufs Auto zu verzichten und sich klimaneutral (zu Fuß oder mit dem Rad) oder zumindest klimafreundlicher (mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)) fortzubewegen.

Radfahren müsse attraktiver werden, erklärt Runge das erste wichtige Kapitel in seinem Konzept. „In Neukirchen-Vluyn teilen sich Radfahrer und Fußgänger zu viele Wege, die häufig auch noch zu schmal sind. Der ’schnelle’ Radfahrer gehört auf die Straße. Dort muss er aber sicher sein.“ Herausgestellt wurden die Nord-Süd-Verbindung über die Lintforter und Nieper Straße, die von Runge als gefährlich bezeichnet wurde. Hier müsse ausgewiesener Raum für Radfahrer und eine Beleuchtung installiert werden. Auch das Fehlen eines Geh- und Radweges Richtung Genend auf der zweiten wichtigen Nord-Süd-Verbindung wurde kritisiert. Einige weitere Vorschläge: Kreisverkehr an der Kreuzung Friedenseiche, Querungshilfe Andreas-Brämstraße Höhe Poststraße, Ausbau des Rad- und Fußgängerweges an der Niederrheinallee Höhe Neukirchener Feld... Zudem wird für die Krefelder und die Hans-Böckler-Straße eine Neuordnung des Parkens empfohlen, um dem Radverkehr einen Schutzstreifen auf der Straße geben zu können. „In beiden Fällen gibt es in den Seitenstraßen genügend Parkmöglichkeiten“, so Runge, der auf Nachfrage nochmals betonte, dass der rollende Verkehr gegenüber dem stehenden Fahrzeug Priorität genießen müsste. Während das Thema Parkmöglichkeiten in Vluyn noch heiß diskutiert wurde, gab’s in Neukirchen kaum Protest. Einzig die Befürchtung, dass die Autofahrer ohne parkende Fahrzeuge am Rand noch schneller fahren würden, wurde geäußert. Runge dazu: „Die Erfahrung zeigt, dass ein Schutzstreifen für Radfahrer an Stelle parkender Autos nicht dazu führt, dass die Autofahrer schneller fahren.“

Für den ÖPNV sieht das Konzept vor, mehr Schnellbuslinien einzusetzen: Neben der SB 10 könnte es dann auch die SB 11 (DU-NV-Aldekerk), SB 12 (Ka-Li, NV, Krefeld) und SB 13 (Ka-Li - Genend - Neukirchen- Kapellen) geben. Die NIAG sei wohl nicht abgeneigt, allerdings müssten sich alle Linien selbst wirtschaftlich tragen, da der ÖPNV schon längst nicht mehr über die Kreisumlage finanziert wird. Die richtige Taktung (Hauptverkehrszeit) und die Entfernung der Bushaltestellen (300 Meter zu allen Siedlungsgebieten mit mehr als 250 Einwohnern) wären die Grundlage. Angebote wie ein Bürgerbus wären zusätzlich zu überdenken, setzten aber ehrenamtliches Engagement voraus.

Die Entscheidung über die Reaktivierung der Bahnstrecke soll Ende 2019/Anfang 2020 getroffen werden, Runge schätzt dies aber „als nicht machbar“ ein. Die Trasse sei trotzdem zu sichern, etwa für einen Radschnellweg. Oder als Schnellbusstraße, so eine Wortmeldung.

Dritter wichtiger Punkt in dem Konzept ist die Einrichtung von Mobilitätspunkten und -stationen (Verbindung mehrerer Verkehrsmittel, z.B. Bushaltestellen mit Fahrradstellplätzen) und einer Mobilitätszentrale (Service und Beratung zum Thema).

  • Ende 2020 hat die Stadt Neukirchen-Vluyn
    Sanierung im Bestand : Bezahlbares Wohnen am Ende der Drüenstraße
  • Freuen sich auf das Turnier (v.l.):
    Benefiz-Fußballspektakel : Kicken gegen Krieg
  • Polizei sucht Zeugen : Radfahrer beschädigt Auto, fordert Bargeld und flüchtet

Von den 84 Maßnahmen liegen 40 in alleiniger Zuständigkeit der Stadt, 30 davon beurteilt Runge als „ohne großen Aufwand umsetzbar“. 13 Maßnahmen müssen in Zusammenarbeit mit anderen Trägern (wie der NIAG) erarbeitet werden, weitere 30 liegen rein in der Zuständigkeit des Landesbetriebes Straßen.NRW und eine im Zuständigkeitsbereich des Kreises Wesel. Für die sukzessive Umsetzung des Konzeptes werden zehn Jahre angesetzt.

Ein großes Anliegen war dem Neukirchener Publikum, über Tempo 30 in den Ortskernen nachzudenken. Harald Lenßen erklärte, dass für die Hauptverkehrsstraßen wie Krefelder Straße und Niederrheinallee Straßen.NRW verantwortlich wäre. Der Bürgermeister hoffe aber nun, mit dem Konzept auch neue Argumente für Tempobeschränkungen gegenüber dem Landesbetrieb in der Hand zu haben.

Anmerkungen zum Konzept können noch bis Ende der Woche per E-Mail
info@neukirchen-vluyn.de oder schriftlich im Rathaus abgegeben werden. Die Ideen sollen in das endgültige Konzept einfließen, das am 11. Dezember 2019 dem Rat der Stadt zum Beschluss vorgelegt wird. Das gesamte Konzept finden Sie unter www.klimaschutz-nv.de.