1. Moers Niederrhein

Bezahlbares Wohnen in Neukirchen-Vluyn auf der Drüenstraße

Sanierung im Bestand : Bezahlbares Wohnen am Ende der Drüenstraße

Die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH hat die ehemaligen Obdachlosenunterkünfte an der Drüenstraße erworben. Die sechs Wohngebäude sollen im Bestand saniert werden und nach über 14 Jahren Leerstand bezahlbaren Wohnraum bieten.

24 3-Zimmer-Wohnungen, jede 75 qm groß mit Balkon oder Loggia für 5,90 Euro/qm Kaltmiete. Das ist das Ziel der Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH für das Ende der Drüenstraße. An diesem Ort, den sich die Natur inzwischen zurückgeholt hat, soll modernes, bezahlbares Wohnen möglich werden. Auf den ersten Blick schwer vorstellbar, aber die Wohnungsbaugesellschaft hat die Bausubstanz eingehend geprüft und „als sehr ordentlich betrachtet“, erklärt Geschäftsführer Gerd Hübsch. Die Gebäude müssten entkernt werden, die Dächer würden neu gedeckt, es brauche neue Installationen und eine Dämmung nach aktuellen Standards, Barrierefreiheit ist ein weiteres Thema, die Grundrisse seien bereits sehr marktgängig. CO2 arm solle es außerdem werden, vielleicht mit „Wärmepumpen und/oder Photovoltaik“ – aber dazu gebe es noch keine konkreten Pläne. Ein Farbkonzept irgendwo zwischen „Monotonie“ und „Villa Kunterbunt“ werde – in Abstimmung mit der Stadt – mit einem Farbberater erarbeitet. Hübsch spricht vom Charme einer Waldsiedlung – meint aber natürlich nicht den jetzigen Zustand, sondern die Lage am kleinen Wäldchen und den alten Baumbestand, den es zu erhalten gelte.

Das alles kostet. Von 2 Mio. Euro ist die Rede mit „einem nicht unerheblichen Förderanteil“. Und genau darum geht’s im nächsten Schritt: Nachdem die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH seit Ende Februar Eigentümerin des Grundstückes und der Gebäude ist, kann sie nun auch Fördermittel bekommen. Hübsch rechnet, dass der Förderbescheid zum Ende des Jahres eingeht und im nächsten Jahr die wesentlichen Arbeiten starten können. Konkreter wird’s zum Zeitplan nicht. Feststeht nur: Dadurch, dass es sich um 100 Prozent geförderten Wohnungsbau handelt, kann dauerhaft eine günstige Miete gesichert werden. „Unsere Kernaufgabe ist es schließlich, preiswerten Wohnraum anzubieten. Dieser Verantwortung wollen wir auch in Neukirchen-Vluyn gerecht werden und uns keine goldene Nase verdienen“, so Hübsch.

Die Freude bei der Stadt ist bereits groß. Bürgermeister Ralf Köpke titelt „Vom Lost Place zum Living Place“ und unterstreicht die Wichtigkeit, bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Die 1957 als „Mietwohnungen für Sowjetzonenflüchtlinge“ errichteten Gebäude waren lange ein Reizthema. Seit 2008 stehen die Bauten leer, mögliche Projekte scheiterten an der Insolvenz eines Bauträgers oder der Politik, die ihre Vorgaben nicht umgesetzt sah. So wurde das 2017 vorgestellte „Wohnen am Park“ im Stadtentwicklungsausschuss verhindert, der die großen Bäume auf dem Areal nicht für eine Tiefgarage opfern wollte. Mit der wiederholten Ausschreibung 2020 ging die Stadt schließlich neue, ressourcenschonendere Wege: Statt den zuvor geforderten Abriss wurde nun auf Sanierung im Bestand gesetzt. „Das spart auch Kies und Sand“, freut sich Köpke. Und man komme so auch mit den vorhandenen Stellplätzen hin und die alten Bäume müssen nicht neuem Parkraum weichen. Das Grundstück wurde nach Konzeptvergabe veräußert, sprich: Wichtiger als der Kaufpreis sei die Idee des Investors. „30% Kaufpreis, 70% Plan“, wäre die Gewichtung der Kriterien gewesen, sagt Ulrike Reichelt, Amt für Liegenschaften. Insgesamt fünf Interessenten legten der Politik ihre Planungen vor. „Unterschiede hat es im Anteil an öffentlich geförderten Wohnraum und dem Umgang mit dem Freiraum gegeben. Die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH hat am meisten überzeugt“, so Reichelt. Wie viel die Wohnungsbaugesellschaft nun für das Grundstück gezahlt hat, darüber wurde Stillschweigen vereinbart, „der Mindestpreis von 465.000 Euro ist aber erzielt worden.“

(von Claudia Basener)