1. Krefeld

Stadt klopft gewürdigte Personen auf NS-Verstrickung ab und zieht zwei Schilder ein: Straßennamen durchleuchtet

Stadt klopft gewürdigte Personen auf NS-Verstrickung ab und zieht zwei Schilder ein : Straßennamen durchleuchtet

Zwei Wege in Krefeld werden umbenannt. Andere Straßenschilder erhalten einen Zusatz. Grund: die Namensträger sollen durch die NS-Zeit belastet sein.

Der Axel-Holst-Weg liegt abseits und zählt keine Anwohner. Der Namensträger steht mit Krefeld in keiner Verbindung. Gewählt wurde der Name offenbar, weil es sich bei Axel Holst um einen ehemals bekannten Turnierreiter handelte. Allerdings: der Sportsmann, der 1936 verstarb, war auch Sturmführer bei der SS. „Wir empfehlen dem Stadtrat, den Wirtschaftsweg umzubenennen“, legt Stadtarchivar Dr. Olaf Richter das Diskussionsergebnis seiner Kommission vor.

Sie war auf Wunsch der Fraktionsvorsitzenden vom Oberbürgermeister eingesetzt worden, um die Namen Krefelder Straßen nach belasteten Personen aus der NS-Zeit zu untersuchen.

Fündig wurde die Kommission beim Carl-Diem-Weg. Der Namensträger war als Sportfunktionär Mitorganisator der Olympischen Spiele 1936 und soll bei Kriegsende mit flammenden Reden Jugendliche zum Heldentod getrieben haben. „Verdienste für Krefeld hat er keine“, unterstreicht Dr. Richter. Deshalb fällt auch sein Name künftig weg.

Anders verhält es sich mit Krefelds Vorzeigeschriftsteller Otto Brües. Der Schöpfer von Romanen, Erzählungen, Hörspielen und Gedichten wohnte mit seiner Familie in Krefeld und hinterließ der Stadt durch seine Tochter Dr. Eva Brües das Wohnhaus an der Gutenbergstraße als Literaturmuseum. Nicht in seinem künstlerischen Werk, aber in seinen Zeitungsartikeln stieß die Kommission auf bedenkliche Äußerungen im Sinne der NS-Ideologie. Brües war hauptberuflich als Journalist in Köln tätig. Die Kommission empfiehlt, seinen Namen auf dem Straßenschild beizubehalten, aber mit einem Zusatz zu versehen. Der Zusatz soll lauten: „Otto Brües (1897 - 1967), Schriftsteller. Seine antidemokratischen und rassistischen Schriften werden von der weltoffenen, liberalen und toleranten Bürgerschaft verurteilt.“

Einen gleichlautenden Zusatz sollen auch die Straßenschilder mit den Namen des Geschichtsschreibers Karl Wilhelm Ludwig Rembert und des Baumeisters Karl Buschhüter erhalten.

Ebenfalls die Straßennamen „Am Feierabend“, „Arbeitsfrieden“, „Freizeitanger“ und „Heimatplan“ sollen mit Zusätzen versehen werden, weil sie in der NS-Ideologie gründen.

Unbehelligt bleibt nur die diskutierte Hans-Günther-Sohl-Straße. Der Namensgeber, ein Vorständler der Stahlwerke, habe keine persönliche Schuld auf sich geladen.

Die Kommission setzte sich zusammen aus Mitgliedern der größeren Parteien des Stadtrates und Experten der Verwaltung. Über die Annahme der Vorschläge entscheidet der Rat.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)