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Interview mit Michael Jezierny: Kresch-Chef nimmt vorzeitig Abschied

Interview mit Michael Jezierny : Kresch-Chef nimmt vorzeitig Abschied

Michael Jezierny ist Gesamtleiter des städtischen Jugendtheaters Kresch. Jetzt nimmt er vorzeitig Abschied. Ein Gespräch über Gründe, Pläne sowie die Bedeutung modernen Kinder - und Jugendtheaters.


Herr Jezierny, Sie verlassen Ende des Jahres vorzeitig das Kresch-Theater. Warum?

Jezierny: Meine Frau arbeitet als Kunsthistorikerin im Münsterland. Unsere ursprüngliche Absicht, beide nach Krefeld zu ziehen, hat sich nicht verwirklichen lassen. Zwei Lebensmittelpunkte sind auf Dauer sehr anstrengend.

Wie ist Ihre Nachfolge als Gesamtleiter des Kresch-Theaters geregelt?

Jezierny: Trotz frühzeitiger Kündigung ist mir derzeit keine Ausschreibung der Stelle bekannt. Ich weiß es also nicht.

Wie hat sich das Kresch in den fünf Jahren Ihrer Leitung entwickelt?

Jezierny: Ich denke, es hat sich in teilweise schwierigen Zeiten gut weiter entwickelt und konsolidiert. Wir haben auch die Zeit des Nothaushalts gut durchschifft und stehen aktuell auf festen Beinen. Ich wünsche dem Kreschtheater, dass das so bleibt.

Wie ist die Auslastung der Aufführungen?

Jezierny: Wir ermitteln die Auslastung nicht regelmäßig, aber Stichproben ergaben 70 bis 80%. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unser "Fast Faust" zum Beispiel läuft wie Bolle. Denn das Goethe-Stück ist Abiturthema und der Abend ist sehr unterhaltsam. "Weißbrotmusik" tat sich da 2016 trotz des hochaktuellen Themas (Migranten in Deutschland, Red.) und der spannenden Inszenierung schwerer. "Tom und Huck" wiederum ist ein Dauerbrenner seit Jahren.

Was muss gutes Jugendtheater bieten?

Jezierny: Einen Stoff, der für die Altersgruppe relevant ist und in der Umsetzung ernst genommen wird. Wenn die Zuschauer gebannt dem Spiel folgen und hinterher angeregt über das Erlebte sprechen, ist für mich ein wichtiges Kriterium für gutes Theater erfüllt.

Darf man Kinder mit problematischen Themen konfrontieren?

Jezierny: Ja — auf jeden Fall. Im Kinderbuch "Die Brüder Löwenherz" von Astrid Lindgren zum Beispiel geht es um den Tod. Kinder fragen danach und wollen es wissen. Das ist Eltern oder Lehrern mitunter unangenehm. Ich denke aber, junges Theater sollte die Fragen der Kinder ernst nehmen und weniger die Ängste der Erwachsenen.

Wie kamen Sie dazu, Jugendtheater zu machen?

Jezierny: Ich habe in den 70er Jahren in Berlin Sozialpädagogik studiert und drei Jahre eine Wohngruppe Jugendlicher geleitet. Über Freunde kam ich mit professionellem Theater in Kontakt und spürte in der Arbeit mit den Jugendlichen und auch an mir selbst, was Kunst in einem Menschen bewirken kann. Dann belegte ich an einer Schauspielschule in der Schweiz den Bereich Theaterpädagogik und seit Ende der 1980er Jahre arbeite ich im Kinder- und Jugendtheater.

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Wird Jugendtheater genügend gewürdigt?

Jezierny: Na ja, es wird zunehmend mehr gewürdigt. Die äußerst positive und qualifizierte Rezension eines unserer Kinderstücke am Theater Oberhausen auf der Titelseite des Feuilletons der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" war schon toll. Aber das ist 20 Jahre her und leider nicht die Regel.

Was werden Sie künftig machen, wenn Sie bei Ihrer Familie im Münsterland leben?

Jezierny: Ich kenne die dortige Theaterszene gut und hoffe, auch mal wieder inszenieren zu können. Beim Kreschtheater bestand meine Arbeit hauptsächlich im Management. Das war gut und wichtig und die Arbeit hat mir meist viel Freude gemacht. Ich freue mich jetzt aber auf die "künstlerische Freiheit".