Jubiläum im Doppelpack: 2 x 100 Jahre
Krefeld Ein seltenes Doppeljubiläum feiert Krefeld in diesem neuen Jahr: der hiesige Caritas-Verband wird 100 Jahre alt und das Hansa-Haus am Bahnhof ebenfalls.
„Wir sind ein modernes Sozialunternehmen und ebenso ein Wohlfahrtsverband“, erklärt Geschäftsführer Hans-Georg Liegener die Zweifachfunktion der Caritas. Sie ermöglicht, dass die Caritas auch soziale Angebote unterhält, die nicht kostendeckend sind.
Dies gehört zu ihrem ursprünglichen Selbstverständnis. Als nämlich der Religionslehrer Alfred von Itter im Jahre 1916 die Caritas in Krefeld gründete, ging es ihm um die Linderung akuter Not aus christlicher Nächstenliebe heraus: Er richtete Suppenküchen für hungernde Menschen ein. Hintergrund: Es war Krieg, und die Engländer hatten mit ihrer Marine Deutschland von Lebensmittellieferungen abgeschnitten. Hunger wurde im Krieg zur Waffe.
Zudem bot Itters Organisation Nähkurse für Kriegerwitwen an. Dadurch konnten sich ärmlich lebende Frauen selber ihre Kleidung anfertigen.
Die Mitarbeiter damals waren ausschließlich ehrenamtliche Helfer.
„Heute haben wir rund 300 ehrenamtliche und 1100 hauptamtliche Mitarbeiter“, umreißt Liegener die Dimension, die die Krefelder Caritas aus diesen Ursprüngen heraus inzwischen angenommen hat.
Denn auch die Aufgaben sind gewachsen. Sie reichen von der Einrichtung von Mittagstisch, Kleiderkammer und Möbellager für Bedürftige über die Unterhaltung von Seniorenheimen bis zur Beratung von Flüchtlingen.
Der christliche Grundgedanke und die Anbindung an die katholische Kirche sind geblieben. Dennoch finanziert sich die Caritas nur zu 4 Prozent über Kirchensteuern. Der Rest muss durch kostendeckende Bewirtschaftung und Spenden erzielt werden.
Über das Jahr 2016 verteilt wird die Krefelder Caritas ihr 100-jähriges Jubiläum mit Veranstaltungen für Mitarbeiter, Sponsoren und der ganzen Bevölkerung feiern. Höhepunkt ist der offizielle Festakt am 8. Juni im Stadttheater, zu dem auch der Weihbischof vom Bistum Aachen erwartet wird.
Einbezogen in die Feierlichkeiten wird auch das Hansa-Haus am Bahnhof, in dem der Verband seit 2005 residiert. Denn auch das ehrwürdige Gebäude mit seiner klassizistischen Fassade wurde vor genau 100 Jahren eingeweiht. Ursprünglich diente es der Einrichtung eines Geschäfts- und Gewerbezentrums in Krefeld. Doch das Zentrum erzielte nicht den gewünschten Ertrag. Deshalb nahm es im Jahre 1926 die Stadt Krefeld in ihre Obhut als Verwaltungssitz. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sie dort eine Wärmestube für ausgebombte Mitbürger ein.
Als 2005 die Caritas einzog, fanden soziale Nutzung und Gebäude wieder zusammen.
