1. Krefeld

Blutiges Drama um Mord und Moral

Blutiges Drama um Mord und Moral

Der aus Krefeld stammende Regisseur Hüseyin Michael Cirpici inszenierte am Stadttheater Shakespeares Drama „Macbeth“. Samstag war Premiere.

General Macbeth (Paul Steinbach) entschließt sich zum Mord am König. Angestachelt von Hexen; aber keine zahnlosen Horrorgestalten, sondern coole Girls, die gefährlich in ihre Standmikrofone hauchen. Aufgestachelt wird er von seiner Ehefrau (Eva Spott), die vor krankem Ehrgeiz schließlich wahnsinnig wird. Wer einen Mord begeht, muss beständig weitermorden, damit die erste Bluttat ungesühnt bleibt. Und so waten Gatte und Gattin bald in einem Meer von Blut. Entsprechend ist der größte Teil der Bühne mit roter Farbe ausgelegt. Obendrein regnet es echtes Wasser von der Besprenkelungsanlage herunter, wie bei einem Unwetter, und dichte Nebelwolken hüllen die Bühne am Anfang und Ende mystisch ein. Eine bedrohliche Atmosphäre. Dass sie unter die Haut geht, ist zum nicht geringen Teil Julia Klomfaß zu verdanken. Die Musikerin bedient im hinteren Teil der Bühne verschiedene Instrumente, mit denen sie das Geschehen in einen dichten Akustikschwall taucht, ähnlich der Hintergrundmusik im Film. Auf diese Weise entsteht eine sehr emotionale Szenerie.

In einem Gegensatz dazu bleibt der Bühnenraum nahezu leer. Mit Ausnahme eines kurzzeitig eingeschobenen Tisches gibt es keine Requisiten. Puristen werden schätzen, dass sich der Fokus der Aufmerksamkeit auf die Schönheit der blumigen Sprache Shakespeares (Übersetzung Thomas Brasch) richtet. Doch wirken leider die Schauspieler in dem leeren Raum auch etwas verloren. Als ob sie nicht so recht wüssten, wie sie den Raum ausfüllen sollen, laufen sie viel umeinander herum, ohne körperlich in Kontakt zu treten. Es ist wie beim Schachspiel, bei dem die Figuren zwar in Beziehung stehen, ihre vorgezeichneten Bahnen aber nicht verlassen.

Dafür allerdings bietet ihre Schauspielkunst einige Highlights. Eva Spott als Lady Macbeth verdichtet den Wahnsinn des ganzen Stücks geradezu mimisch in ihrer Person. Bruno Winzen als versoffener Pförtner sorgt durch kesse Sprüche für sprühenden Witz. Ebenso beweist Ronny Tomiska als naiv-pfiffiger Teeny, das auch Nebenrollen große Wirkung entfalten können.

Das viele Morden vernichtet am Ende auch die Mörder. Macbeth legt den Mantel nicht mehr ab, als wäre er unbehaust und ständig unterwegs, nie kommt er zur inneren Ruhe. Das eben ist seine Strafe.

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Die Inszenierung ist knapp und kompakt. Sie wird ohne Pause durchgespielt und kommt mit 1 Stunde 40 Minuten aus. Dieser Hochdruck stärkt die Spannung. Keinen Moment kommt Langeweile auf. Das Premierenpublikum dankte mit kräftigem Applaus.

(StadtSpiegel)