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Serie: Die OB-Kandidaten in Krefeld: „Ich will keine autofreie Innenstadt“

Serie: Die OB-Kandidaten in Krefeld : „Ich will keine autofreie Innenstadt“

Kommunalwahl 2020: Der Extra-Tipp stellt die Spitzenkandidaten für das Amt des Krefelder Oberbürgermeisters vor. Treffpunkt ist der jeweilige Lieblingsort der Politiker. Heute: Thorsten Hansen (Grüne).

Krefelds Politikern kann man in diesen Tagen fast gar nicht aus dem Weg gehen. An jeder Straßenecke sieht man sie von Plakaten lächeln. Doch Thorsten Hansen hat sich an diesem sonnigen Morgen versteckt. So scheint es zumindest. Seinen aktuellen Lieblingsplatz im Hülser Bruch hat er uns zwar beschrieben, finden können wir den 53-jährigen Grünen-Politiker, der sich am 13. September um das Amt des Krefelder Oberbürgermeisters bewirbt, allerdings zunächst nicht. Denn die „Galloway-Wiese“ am Rohrammerdyk ist ein wenig versteckt. Nach einem Anruf finden wir ihn dann doch.

Thorsten Hansen sitzt bei einem Glas Mineralwasser entspannt auf einer Holzbank und beobachtet, wie sich die rund 30 Rinder die Sonne auf ihr doppelschichtiges, schwarzes Fell mit langem, gewelltem Deckhaar scheinen lassen. „Hier kann man es doch aushalten“, sagt der Wahl-Hülser sichtlich zufrieden zum Auftakt des Extra-Tipp-Gesprächs und begründet sogleich den Ort seiner Wahl. „Während meiner Runde mit unserer Hündin Nele komme ich oft an dieser Wiese vorbei. Hier kann ich in Ruhe die Gedanken sortieren.“

Ein Grüner inmitten der Natur, das passt doch. Allerdings dauerte es, ehe sich der IT-Manager, der gebürtig aus Baunatal in der Nähe von Kassel kommt, und seine Frau Katrin, sie stammt aus Hamburg, an das doch eher beschauliche Leben im Hülser Bruch gewöhnten. „Als ich 1995 mit Ende 20 nach Krefeld kam, war es mir schon zu ruhig. Zuvor lebte ich in Hamburg. Da war immer was los. Aber nach zehn Jahren entschieden wir uns, dass wir hier bleiben wollen. Heute lieben wir diese Art zu leben“, räumt der passionierte Tennisspieler, der beim Hülser SV bei den Herren 40 aufschlägt, ein.

Dass die Hansestadt Hamburg aber nach wie vor ganz weit oben in seiner Gunst steht, zeigt auch das „Moin“, welches er vorbeifahrenden Radlern freundlich zuruft.

Der Grünen-Politiker macht keinen Hehl daraus, dass es sein Ziel ist, bei der Kommunalwahl die Stichwahl zu erreichen. Dafür müsste er mindestens die zweitmeisten Stimmen auf sich vereinigen. „Bei der letzten Europwahl haben wir rund 25 Prozent geholt. Nun sollen es auf jeden Fall 20 plus x Prozent sein“, sagt Hansen selbstbewusst und ergänzt: „Ob es dann für die Stichwahl reicht, werden wir sehen.“ Er wirkt zumindest hoffnungsfroh. Dass er bereits zum zweiten Mal nach 2015 als Spitzenkandidat der Grünen ins Rennen geht, wertet der Ballettfan („Wir müssen uns mit unserem wirklich tollen Theater nicht hinter Düsseldorf verstecken.“) als Vorteil. „Mich kennen nun immer mehr Leute, die wissen, was ich für eine Politik machen möchte.“

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Apropos. Welche Themenbereiche möchte denn ein Oberbürgermeister Thorsten Hansen am ehesten anpacken? Die Entwicklung der Innenstadt und die Mobilitätswende seien „außerordentlich wichtig“. „Ich möchte keine autofreie, sondern eine autoarme City. Der Durchgangsverkehr soll reduziert, die Ringe attraktiver gestaltet werden. Mobilität muss anders gedacht werden. Dann wird sich das Gesicht Krefelds verändern.“ Der Grüne fährt übrigens selbst leidenschaftlich gerne Auto - „mittlerweile jedoch ein E-Fahrzeug“, wie er einräumt.

Eine „ökologische Stadtentwicklung“, die Schließung von Baulücken, eine Lösung für die Trinker- und Drogenszene sowie ein Ende für das Glasdach am Ostwall hat sich Hansen auf die Fahne geschrieben. „Das Glasdach war ein Fehler, wir müssen da die Reißlinie ziehen“, fordert der 53-Jährige, der als Alternative eine Kunststoffüberdachung samt Begrünung präferiert.

Ein weiteres Thema, welches ihn umtreibt und auch ein Stück weit wütend macht: „Die Digitalisierung in Krefeld wurde in den vergangenen Jahren ausgebremst. In der Verwaltung fehlt dafür auch der Geist. Manche denken, sie sind digital fortschrittlich, wenn sie etwas einscannen. In Krefeld kann man ja nicht einmal einen Bauantrag elektronisch einreichen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“

Auffällig ist, dass der Komplex Klimaschutz nicht explizit vom OB-Kandidaten angesprochen wird. Hansen hat dafür eine logische Erklärung: „Klimaschutz darf nie isoliert betrachtet werden, sondern er betrifft viele Felder, die ich beackern will.“

Und dafür wirbt er am 13. September bei der Kommunalwahl.