1. Krefeld

Textilmuseum: Als Deutschlands Society-Mode aus Krefeld kam

Textilmuseum : Als Deutschlands Society-Mode aus Krefeld kam

Wenn sich die Elite der jungen Bundesrepublik zum festlichen Stelldichein traf, trugen die Damen häufig Mode des Krefelder Couture-Hauses Lauer-Böhlendorff. Diesem widmet sich nun eine Ausstellung im Deutschen Textilmuseum.

Textilmuseum: Als Deutschlands Society-Mode aus Krefeld kam
Foto: Deutsches Textilmuseum

Im Mittelpunkt der Ausstelltung "Deutsche Couture — Kleiderwunder der 50-er bis 70er-Jahre" stehen die Arbeiten des Couturiers Werner Lauer (1910 bis 1973). sie werden erstmals in diesem Umfang in einem Museum präsentiert werden.

Der Gründer des Hauses Lauer-Böhlendorff kleidete seit Ende der 1940er-Jahre die Offiziersdamen der Besatzungsmächte sowie die High Society in Westdeutschland ein.

Werner Lauer schuf als einer der großen deutschen Modeschöpfer seine international bekannten Kreationen bis Anfang der 1970er-Jahre in seinem Atelier in Krefeld. Das Deutsche Textilmuseum zeigt bis 18. Mai 2018 — ergänzt mit Kleidern weiterer Couturiers — rund 130 Kleidungsstücke, zu denen Tagesmode, Cocktail- und Abendroben und Hosenanzüge gehören sowie Accessoires dieser Zeit.

Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg bildete zunächst Berlin das deutsche Modezentrum. Von dort kam Werner Lauer 1947 nach Krefeld, um vor Ort mit den Stoffherstellern eng zusammenarbeiten zu können.

Er gründete in der Samt- und Seidenstadt mit seiner ersten Ehefrau Emmi die Firma Lauer-Böhlendorff. Das Couture-Haus sollte sich in den 1950er- und 1960er-Jahren zu einem der führenden Modehäuser in der Bundesrepublik entwickeln.

Der Wechsel von der Spree an den Rhein zahlte sich zudem während der Berlin Blockade aus: Während in der Vier-Mächte-Stadt die Modeschöpfer unter Stoff- und Arbeitskräftemangel litten, konnte Lauer in seinem ersten Atelier am Krefelder Stadtwald aus dem Vollen schöpfen.

"Dort empfing er auch seine Berliner Kollegen, die in seinem Vorführraum ihre Schauen zeigen konnten", berichtet Dr. Isa Fleischmann-Heck, Kuratorin und stellvertretende Museumsleiterin. Das Unternehmen wuchs und beschäftigte 1957 gut 200

Mitarbeiter, davon etwa 100 Heimarbeiterinnen. Seine Präsentationen verlagerte Lauer aber in den 1950er-Jahren in die Stadt Düsseldorf, die sich als Modestadt im Rheinland etablierte. Das kreative Zentrum blieb aber Krefeld.

Das Deutsche Textilmuseum erhielt von einer Spenderin im Abstand von einigen Jahren neben diversen Kleidern aus dem Atelier Lauer auch Zeichnungen, Accessoires wie Handtaschen, Schuhe, Hüte und Modeschmuck.

Diese Exponate stehen nun im Dialog mit Kreationen von anderen Couturiers wie Heinz Oestergaard und Uli Richter, deren Kleider sich ebenso im Museumsbestand befinden.

Einen Eindruck von der damaligen Mode und von Lauer selbst erhalten die Besucher in einem kleinen Kinoraum, in dem Ausschnitte aus Wochenschauen vorgeführt werden. "Wir haben für die Ausstellung auch erstmals eine Biographie von Lauer erstellt", so Fleischmann-Heck. Viele Fragen über sein Leben in Krefeld seien aber noch offen.

Bekannt sei, dass er vom Stadtwald in die Oetker-Villa an der Hohenzollernstraße und 1954 an den Friedrichsplatz 18 zog. Dort arbeitete er auch mit seiner zweiten Ehefrau Bettina, die als Modell weltweit für Modeshootings unterwegs war. Lauer wurde auf dem Bockumer Friedhof beerdigt.

Das Museum bietet mittwochs und sonntags öffentliche Führungen an. Weitere Informationen stehen unter www.krefeld.de/textilmuseum.

Das Textilmuseum sucht nach weiteren biografischen Angaben und Geschichten rund um Werner Lauer, der zu den Begründern des Modepreises Goldenes Spinnrad gehört. Ehemalige Mitarbeiter und Weggefährten können sich unter Telefon 02151 9469453 oder per E-Mail fleischmann-heck@krefeld.de melden.