1. Krefeld

Leidenschaft für exotische Kulturen

Neuzeit trifft Vorzeit : Leidenschaft für exotische Kulturen

Peruanische Webkunst aus 2000 Jahren ist von Sonntag an im Linner Textilmuseum zu bestaunen. Die exotischen Muster dienen auch heute noch Künstlern und Wissenschaftlern als Quelle der Inspiration.

„Peru - ein Katzensprung“ heißt die neue Ausstellung im Deutschen Textilmuseum in Linn am Andreasmarkt. Sie wird am Sonntag, 21. August, feierlich eröffnet.

Der seltsame Titel ergibt sich aus der Unbekümmertheit, mit der hiesige Forscher und Künstler den Griff  über den Ozean wagten. Sie ließen sich von einer textilen Farben- und Musterpracht begeistern, die teils bis weit in die Zeit vor Christus zurückreicht. 

Da ist besonders Dr. Renate Jacques zu nennen, die von 1946 bis 1974 die Krefelder Gewebesammlung leitete. Sie öffnete nach dem Krieg eine Reihe verschlossener Kisten und entdeckte darin peruanische Textilien aus der Zeit vor der Eroberung des südamerikanischen Kontinents durch die Europäer. Schon seit 1880 war die Sammlung in Krefeld nach und nach von ihren Vorgängern angelegt worden.

Die leuchtenden Farben und geheimnisvollen, exotischen Muster, deren Sinn kaum erschließbar ist,  weckten in der Kunsthistorikerin die Leidenschaft für das Forschungsgebiet der Altamerikanistik. In den 60er Jahren unternahm sie dann sogar selbst zwei monatelange Forschungsreisen zu Ausgrabungsstätten in dem fernen Inkaland. 

Zu Hause in Krefeld ließen sich bekannte Hochschullehrer der damaligen Textilingenieurschule, dem Vorläufer der heutigen Hochschule Niederrhein, von der Leidenschaft anstecken. Sie nutzen die uralten Textilien als Vorlagen zur Inspiration ihrer Designstudenten.

So schuf eine Studentin aus den exotischen Mustern eine eigene Kreation für Bademoden, die auch von einer Herstellerfirma gekauft wurde. Die peruanische Vorlage und das daraus entwickelte Bademodenmuster werden in der Ausstellung neben anderen Hochschulentwürfen ebenfalls gezeigt. 

Überdies hat die New Yorker Künstlerin Gail Rothschild großformatige Gemälde geschaffen, deren knallbunte Inhalte ebenfalls von Mustern der peruanischen Vorlagen inspiriert sind. 

Somit präsentiert das Deutsche Textilmuseum in Linn mit seiner neuen Ausstellung nicht nur gut 200 originale Textilien aus der Zeit von 600 vor Christus bis in die Gegenwart. Sondern thematisiert vor allem den Umgang mit den uralten Textilien und den Nutzen, den hiesige Wissenschaftler, Künstler und Studenten aus ihnen zogen. Ihr Stellenwert für die Kunstgeschichte ist überraschend groß. 

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Die Vorarbeit zu der Ausstellung war umfangreich. „Unsere Restauratorinnen haben zwei Jahre an den Textilien gearbeitet“, hebt Museumsdirektorin Dr. Annette Schieck hervor. Wer ihnen im Nachhinein dabei über die Schulter schauen möchte, kann sich das entsprechende Video auf der Homepage des Museums anschauen (www.krefeld.de/textilmuseum). Auch kontaktierte das Team um Dr. Schieck und ihrer Stellvertreterin Dr. Isa Fleischmann-Heck ehemalige Studenten der Textilingenieuschule, die ihre damaligen Entwürfe zur Verfügung stellten.

Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die finanzielle Förderung der Sparkassenkulturstiftung. Diese unterstützt eine vierteilige Serie des Museums unter dem Generaltitel „Ans Licht“, in der das Museum die verborgenen Schätze seines Magazins aufarbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Die Ausstellung ist von Sonntag an bis 23. April 2023 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 - 18 Uhr.