1. Krefeld

Verdiente Archäologin verstorben

Archäologin Prof. Pirling verstorben : Entdeckerin des Fürstengrabes

Professor Dr. Renate Pirling ist im Alter von 92 Jahren in Tübingen gestorben. Die Archäologin leitete von 1961 bis 1994 das Krefelder Museum Burg Linn und erforschte in dieser Zeit das römisch-fränkische Gräberfeld in Krefeld-Gellep.

Mit rund 6.500 Gräbern ist es das größte erforschte Gräberfeld nördlich der Alpen – mit zahlreichen einzigartigen Objekten. Alle Gräber und Funde dokumentierte Pirling und veröffentlichte die Ergebnisse in mehreren Bänden. Ihr bekanntester Fund war 1962 die Entdeckung eines fränkischen Fürstengrabes.

Nach ihrer Pensionierung lebte sie in ihrer Heimatstadt Nürtlingen, wo sie bis ins hohe Alter an wissenschaftlichen Publikationen arbeitete. Zuletzt veröffentlichte sie „Gräber erzählen Geschichte“ (2015) und „Das fränkische Gräberfeld in Krefeld-Stratum“ (2017).

Den Kontakt nach Krefeld brach sie nie ab. Sie kam immer wieder zum Besuch von Freunden und des Museums Burg Linn an den Niederrhein.

Renate Pirling wurde in Nürtlingen bei Stuttgart geboren, studierte in Tübingen und München Vor-, Früh- und Kunstgeschichte. Sie kam in den 1950er-Jahren zum ersten Mal nach Krefeld, um die Funde Albert Steegers aus dem Gräberfeld zu inventarisieren. Im Juli 1959 begann die Archäologin mit Studenten und zwei abgestellten Heizern der Stadt ihre erste Grabung. Der Stadtrat wählte sie 1961 zur Museumsleiterin. Als Frau hatte sie sich gegen 36 männliche Bewerber durchgesetzt. Nach nur wenigen Tagen entdeckten sie eine gläserne Bacchus-Schale – damals eine kleine Sensation. Der größte Fund ihrer Karriere gelang ihr im Herbst 1962: Das nicht ausgeraubte Grab eines fränkischen Fürstens namens Arpvar. Seine Bestattung muss in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts erfolgt sein. Es kam ein Fund nach dem anderen ans Tageslicht. Darunter befanden sich ein byzantinischer Spangenhelm und ein Ringknaufspatha (Langschwert). Vom Landesmuseum Bonn kam Hilfe für die Bergung, und die Studenten bewachten nachts den Ort, weil die Goldfunde erstmal im Boden blieben. Über 40 Artefakte entdeckten sie, darunter Goldmünzen, kostbare Edelsteine, eine Spatha (Schwert) und den heute weltberühmten Spangenhelm.